Bon Iver war vergangenen Freitag in Berlin und spielte sein einziges Deutschlandkonzert in der Max-Schmeling-Halle. Hinter Bon Iver steckt der Multi-instrumentalist Justin Vernon. 2007 spielte und produzierte er sein erstes Album “For Emma, Forever ago” noch komplett und mit eigenen Mitteln. Mittlerweile trifft man ihn auf der Bühne mit kompletter Besetzung an.
Bon Iver von Selfmade zum Weltstar
Mit seinem zweiten Album “Bon Iver” entwickelte sich das Soloprojekt zu einem Gruppenprojekt, was als Ergebnis seine wohl bekannteste Single hatte. “Skinny Love” erschien 2011 und wurde nicht nur dutzende Male von etlichen Gitarristen auf Youtube gecovert sondern wurde in den USA mit Gold ausgezeichnet. Sein Folk-Sound traf den Puls der Zeit und schoss sich in die Herzen der musikalischen Generation DIY.
Erstaunlicherweise konnte man auch einige Parallelen zwischen Vernon selbst und dem Publikum in Berlin erkennen. Lockeres Shirt, Skinny Jeans und Wollmütze waren zahlreich vertreten. Alles in allem ein sehr lockeres und angenehmes Publikum.
Ruhiger und emotionaler Start
Kurz nach acht eröffnete Bon Iver die Show mit dem Track “22” aus dem dritten Studioalbum “22”, welches 2016 erschien. Die Stimmung hielt Vernon professionell melancholisch-romantisch. Vereint mit einer großen Portion musikalischer Power bestehend aus Vernons Skills als Sänger und Produzent und seinen talentierten Bühnengefährten. Die Setlist war eine gut gewählte Mischung aus allen Alben. In der ersten Hälfte des Konzerts blieb die Stimmung eher ruhig und gemütlich aber keineswegs langweilig. Das Publikum wippte hin und her, sang mit und bewegte Vernon zu dankbaren Worten: “Ich freue mich, dass so viele von euch hier sind. Sind es mehr, möchte man natürlich sehr viel besser sein.”
Fulminanter Abgang und rührende Zugabe
Nach eine etwa 20-minütigen Konzertpause hopste Vernon wieder auf die Bühne und wurde er mitsamt Trompetentrio wieder in Bon Iver. Diesmal wählte er etwas experimentellere Tracks. Statt an der Gemütlichkeit der ersten Hälfte anzuknüpfen verwandelte er die kuschelnde Menge in ein tobendes Publikum und zeigte sich ununterbrochen dankbar. Zwischen jedem zweiten Song murmelte er ein verlegenes “Dankeschön” in das Mikrophon. Fast so als könne er es selbst nicht glauben.
Das Ende des Konzerts war explosiv und ließ das Publikum mit Staunen zurück. Nach tobendem Beifall beehrte er Berlin mit dem Song mit dem er unsere Herzen gewonnen hat. “Skinny Love” war die Zugabe diesen Abends. Mit dieser Zugabe bedankte er sich für ein ausverkauftes und wunderschönes Konzert.
Bon Iver entpuppte sich als ein Meister seines Fachs. Seine Performance war klassisch und originell. Vielleicht ist seine Musik wohl eher in kleineren Locations anzutreffen. Doch er füllte die Max-Schmeling Halle mit einem Spirit, an dem sich seine Berliner Fans wohl noch lange erinnern werden.