Mnevis sind der neueste Geheimtipp im Indie-Pop-Elektro-Universum mit ihrem Debütalbum “Episodes”, welches nur so strotzt vor Kreativität. Der geneigte Musikkenner denkt sich – ah, möglicherweise britische Wurzeln oder doch amerikanische? Nein, halt: Die Jungs stammen allesamt aus einem schweizerischen Dorf mit Postkartenidyll.
Die Band wartet mit so einigen Überraschungen auf. Bereits der Opener “Down By The Sea” klingt ganz und gar nicht nach einer dem Probekeller entsprungenen Band. Vielmehr beginnt der Song mit ambient-artigem Sound, zusammen mit jazzigen Gitarren- und Bass-Klängen. Das kann nicht jeder so spontan. Die Vocals überzeugen mit einer klaren Leichtigkeit und führen den Hörer durch ein äusserst chilliges Machwerk. Ernsthaft, ein Debüt? Die genaue Recherche führt mich in ein malerisches, womöglich weniger bekanntes Dorf in der Schweiz: Beinwil am See.
Ein Geheimtipp in der lokalen Musikszene
Kennt man die Bandgeschichte, erkennt man die Erfahrung, welche dahinter steckt. Die Gründung liegt bereits 10 Jahre zurück, das Zusammenfinden der Freunde sogar bis zum Sandkasten. Mit dem Wachsen der Freundschaften entwickelt sich das gemeinsame Interesse für Musik: Mit der Zeit tüftelt man erst vor sich hin, probiert einiges aus, einzelne Bandmitglieder wechseln, es gibt kreative Pausen – man hat ja keinen Stress. Man will einfach nur geile Musik schaffen.
Mnevis brachten vor einigen Jahren zwar ihre ersten zwei EPs heraus, welche sie jedoch nicht aus dem Untergrund katapultierten. Klar ist: Eine Auflösung hat dennoch nie stattgefunden. Im Gegenteil: Anfang 2019 erschien das Debütalbum von Mnevis namens “Episodes”.
Who are you
Jetzt steht eine klassische Bandformation vor uns: Mit Mario Hänni als Gitarrist und Sänger, Thomas Fehlmann am Keyboard, David Hänni am Bass und Lukas Weber am Schlagzeug. Ersterer der Hännis war erst kürzlich ein sehr geschätzter Gast-Schlagzeuger (jep, ein multiversiertes Talent) auf Sophie Hungers Tour 2018. Die musikalische Kreativität der Jungs zeigt sich auf Ihrem Album in einer Bandbreite, welche man von einer jungen Formation so nicht erwarten würde.
Ambient, Pop, Rock – verwoben, nicht verworren
Mnevis lassen mit dem Titel “Episodes” vermutlich bewusst einen gewissen Interpretationsspielraum. Da jeder Track seinen ganz eigenen Stil besitzt, kann man durchaus von bunten, abwechslungsreichen Episoden sprechen. Durchzogen von einem klaren, individuellen Stil. Leichter Indie-Pop wechselt sich ab mit jazzigem Sound, die Gitarre bleibt durchgehend ein wichtiges Stilmittel – ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Dass sie teilweise in chilligen Ambient-Klängen schwelgen, wirkt überhaupt nicht grosskotzig. Im Gegenteil – man glänzt mit beinahe näselndem Gesang, welcher durchaus an Thom Yorke erinnert. Nicht zu vergessen den entspannten Bass (Asche auf mein Haupt, die Basspieler gehen ja oftmals unter).
Dass sie teilweise in chilligen Ambient-Klängen schwelgen, wirkt überhaupt nicht grosskotzig. Im Gegenteil – man glänzt mit beinahe näselndem Gesang, welcher durchaus an Thom Yorke erinnert. Nicht zu vergessen den entspannten Bass (Asche auf mein Haupt, die Basspieler gehen ja oftmals unter).
Von schleifenden Takten und jazzigen Grooves
Durchaus als Visitenkarte von Mnevis sehe ich “In Limbo”: Der Song hat einen sehr eingängigen, aber dennoch jazzigen Groove, der Takt schleift leicht versetzt, aber gerade dadurch spannend vorwärts. Poppige Vocals wechseln sich mit melancholischen Piano-Klängen ab – eine perfekt ausgewogene Mixtur. “The Kids In Town” ist hingegen der perfekte Indie-Pop-Song, welcher sich offensichtlich als Single-Auskopplung eignet. Verspielter, mehrstimmiger Gesang wechselt sich ab mit einem bluesigem Gitarrenriff. Wir stellen uns dieses Werk als die optimale Untermalung für eine relaxte Party am Abend vor, Cocktails & Bierchen inklusive.
Vergleiche mit den ganz Grossen der Szene – angebracht?
Wir behaupten: Definitiv. Der absolute Geheimtipp des Albums ist denn auch “Peacemaker”, mit sieben Minuten einer der längsten “Episodes”. Man muss sich darauf einlassen, da die Melodien anfangs sehr gemächlich dahin plätschern. Zunächst glaubt man an einen Elektro-geprägten, instrumentalen Song, mit einem monotonen Beat. Ab der dritten Minute erst setzt der beinahe schwere Gesang ein, gefolgt von einem zügigen Tempowechsel – hoppla! Die Stimme kommt verzerrt daher und mündet in einem bombastischen Gitarren-Finale, mit ineinander verwobenen Klangebenen.
Solch eine Bandbreite kennt man sonst nur von Radiohead (huch!) oder Phoenix. Erkennbar sind Indie-Pop Einflüsse von Moderat und Dredg, insbesondere was die Leichtigkeit der Stücke betrifft. Fazit: Wir sind gespannt auf mehr von Mnevis – wann gibt es die nächste Staffel mit mehr “Episoden”?!