Vor ihrer Show am 30. Oktober im Urban Spree trafen wir Nelly & Tuva von Pale Honey zum Interview. Es war zwar schon etwas kalt im Biergarten des Urban Spree, aber dennoch nahmen sich die beiden sehr sympathischen Freundinnen aus Göteborg eine halbe Stunde Zeit, um mit uns u.a. über Deutsch-Kurse, Touring und Freundschaft zu sprechen. Und von einem Geburtstagskind zum anderen: Grattis på födelsedagen, Tuva!
Am 4. Oktober habt ihr “Set Me Free” veröffentlicht. Der erste neue Track nach eurem Album “Devotion” von 2017. Was habt ihr in der Zwischenzeit so gemacht?
NELLY: Wir haben die Musik für das neue Album geschrieben. So ist auch die neue Single entstanden. Und ansonsten haben wir unser Leben gelebt. Ich war z.B. in Budapest, habe mich dann aber gefragt, warum ich überhaupt Urlaub mache, wenn ich doch mit der Band reisen kann.
TUVA: Ja, mir geht es genauso. Wenn ich mit meinem Freund im Urlaub bin, denke ich immer “Wann muss ich am Venue sein? Wann ist der Soundcheck?”. Wir versuchen das eig. immer zu verbinden und auf Tour dann ein, zwei Tage länger in einigen Städten zu bleiben.
Apropos Album: was können wir vom neuen Album erwarten? Gibt es ein Thema das sich durch’s Album zieht?
TUVA: Es ist ein etwas experimentelleres Thema.
NELLY: Ja, es ist nicht so, dass wir für 20 Minuten jammen. Die Songs konnten diesmal mehr wachsen und ihre eigene Persönlichkeit entwickeln. Wir haben uns auch gegenüber anderen Sounds geöffnet. Und wir haben die Songs ein paar Monate ruhen lassen und danach erneut daran gearbeitet.
TUVA: Und wir haben uns getraut, mehr Dinge auszuprobieren.
Und was ist anders und was gleich zu den früheren Alben?
NELLY: Anders ist, dass es von allem etwas mehr hat. Auch ein bisschen mehr Gewalt. Gleich geblieben ist, dass Tuva, Anders und ich das Album im gleichen Studio geschrieben und aufgenommen haben.
Wie sieht denn bei euch das Songwriting aus? Geht es z.B. bei euch mit den Texten oder Melodien los?
TUVA: Also die Texte kommen immer später. Manchmal sitzt einer von uns zu Hause und spielt irgendwas auf der Gitarre oder den Synths und schickt es den anderen, die dann wiederum eigene Ideen einwerfen. Dann treffen wir uns im Studio um gemeinsam dran zu arbeiten.
NELLY: Es ist immer besonders hart, wenn man im Studio ist und keiner eine gute Idee hat. Aber das braucht man auch um zu sehen, was nicht funktioniert. Aber wir schreiben keine Songs von Grund auf im Studio, das wäre eine enorme Zeitverschwendung und würde ganz schön an deinem Selbstbewusstsein kratzen. Wir teilen viele Demos miteinander und arbeiten dann an denen die wir alle mögen. Wir haben da eine sehr offene Beziehung untereinander.
Nelly, du hast das Artwork für “Set Me Free” kreiert. Können wir mehr Illustrationen von dir erwarten?
NELLY: Ja, auf jeden Fall! Ich hatte bisher nur für mich selbst gezeichnet und es niemanden gezeigt.
TUVA: Und dann kam ich und meinte “Oh mein Gott, Nelly! Was für eine Nase. Ich werde sie der ganzen Welt zeigen!”
NELLY: Ja, ich werde damit weitermachen. Wir haben schon ein bisschen Merch für uns erstellt. Aber es wird jetzt kein eigenes Projekt werden. Das wäre vermutlich etwas zu viel. Wir werden uns auf die Musik fokussieren und schauen was sich noch ergibt.
Was ist für dich schwieriger mit der Welt zu teilen? Neue Musik oder deine Illustrationen?
NELLY: Das Zeichnen ist schon sehr persönlich. Ich teile die Entwürfe mit anderen und kriege natürlich Feedback. Und da ist es schon manchmal schwer dieses umzusetzen. Vermutlich habe ich deswegen auch lange Zeit nicht gezeichnet, weil ich nicht wusste, ich meine Zeichnungen auf das nächste Level bringen kann. Aber beide sind eigentlich gleich schwer mit anderen zu teilen.
Ich habe einen Post gesehen, in dem ihr geschrieben habt, dass ihr in der 9. Klasse durch die Deutsch-Prüfung gefallen seid. Wahre Geschichte oder nur ein Joke?
NELLY: Sehr wahre Geschichte, haha!
TUVA: Hatten wir nicht bestanden?
Anm. der Redaktion: da wir Nelly nicht in Schwierigkeiten bringen wollen, lassen wir ihre weiteren Ausführungen weg. Nur so viel sei gesagt: sie haben bestanden und ihr Deutsch klingt ziemlich süß.
Ihr seid ziemlich viel auf Tour. Wie beeinflusst das euer Wohnen? Habt ihr euer Zuhause besonders gemütlich eingerichtet oder steckt ihr da nicht so viel Zeit rein, weil ihr eh selten zu Hause seid?
NELLY: Wenn man die ganze Zeit zu Hause ist, werde ich irgendwie immer ein bisschen blind für die Dinge in der Wohnung. Aber wenn ich von Tour zurückkomme, sehe ich Sachen, die wir entsorgen können, oder woanders hinstellen sollten. Und ich werde weniger materialistisch, weil wir auf Tour nicht so viele Sachen mitnehmen können. Auch mit Göteborg geht es mir genauso. Da fallen einem plötzlich die schönen Häuser auf, die man vorher nicht wahrgenommen hat. Man sieht die Dinge mit neuen Augen und das mag ich.
Was gefällt euch am meisten am Touren?
TUVA: Mir gefällt am meisten, dass wir beide zusammensein können. Man ist zwar auch mal allein, aber irgendwie immer mit anderen zusammen. Und ich mag diese Art des Zusammenseins.
NELLY: Ja, zusammen allein sein. Ich mag es, neues zu sehen. Meistens sieht man nicht viel, außer die Gegend in der die Location oder unsere Unterkunft ist, da ich auf Tour versuche, mich so viel wie möglich zu erholen. Aber wir treffen neue Leute und das macht Spaß.

Und was am wenigsten?
TUVA: Das Warten und im Stau stehen. Ich fahre nämlich, wenn wir auf Tour sind. Es ist sehr anstrengend. Du musst auch immer dran denken, wo du geparkt hast und dann kann ich nicht trinken, weil das Auto noch umgeparkt werden muss.
NELLY: Ich habe keinen Führerschein. Meine große Schande im Leben. Ich kann Tuva jetzt auch gar nicht anschauen. Aber ja, dann kommt auch noch die Sorge dazu, ob das Auto sicher ist.
Am 17. November werdet ihr in Hong Kong spielen. Könnt ihr uns mehr darüber erzählen?
TUVA: Es ist ein World Culture Festival. Es spielt jeweils ein Act aus Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Island und fünf aus Hong Kong. Es findet im Queen Elizabeth Stadium statt.
NELLY: Und wir sind zum ersten Mal in Asien. Es wird ziemlich aufregend.
TUVA: Ja, wir sind sehr gespannt, wie es wird und wie unsere Musik aufgenommen wird. Und wir kommen an meinem Geburtstag an und bleiben ca. 5-6 Tage. Genug Zeit um die Stadt zu erkunden.
Nelly, welchen Song assoziierst du mit Tuva? Und umgekehrt?
NELLY: Puh, da muss ich erstmal drüber nachdenken.
TUVA: Dann fang ich einfach an. “Miss Alissa” von Eagles of Death Metal. Das war quasi der Soundtrack der Zeit in der wir uns kennengelernt haben. Nelly hat mir den Song vorgespielt und ich sehe immer ihr kleines Teenage-Ich vor meinem innerem Auge, wenn ich den Song höre.
NELLY: “Skisser för sommaren” von Kent. Sie waren eine recht große Pop-Band in Schweden. Ich erinner mich, den Song gehört und an Tuva gedacht zu haben. Es bedeutet “Pläne für den Sommer” und das finde ich sehr schön.
Was schätzt ihr am meisten am jeweils anderen?
NELLY: Tuva ist gut darin, für mich alles stehen und liegen zu lassen, wenn es notwendig ist.
TUVA: Danke! Nelly kann einen ganzen Raum erleuchten.
NELLY: Meinst du etwa ich bin eine Pyromanin?
TUVA: Nein. Alles wird alles so einfach, wenn sie dabei ist. Und sie bringt mich immer zum Lachen. Eig. bringt sie alle zum Lachen. [Nelly widerspricht dem, aber wir müssen Tuva zustimmen] Ok, du bringst mich zum Lachen, und das ist alles was zählt.
Und zu guter Letzt: welche Bands sollten wir eurer Meinung nach auf dem Schirm haben?
NELLY: Ich höre nicht so viel neue Musik… Baby Missiles sind eine gute Band aus Göteborg. Tuva’s Freund spielt in der Band. Sie haben mal für uns Support gespielt.
TUVA: Ja, vor zwei Jahren. Da haben wir uns kennengelernt. Sie machen eher Pop-Musik.
NELLY: Aber auch ein bisschen Rock. Also Indie-Rock-Pop? “Good Times” ist mein Lieblingssong.
Die Frage nach den neuen Bands war allerdings nicht die letzte Frage des Interviews. Zum Abschluss haben wir die beiden gebeten uns eine Frage zu nennen, die wir der nächsten Band die wir interviewen werden, stellen. Überraschenderweise kam diese ziemlich schnell von Nelly (und glücklicherweise hatte auch Tuva noch eine weitere für uns). Wenn ihr also wissen wollt, welche Fragen wir beim nächsten Interview stellen sollten und wem wir diese gestellt haben, bleibt dran. Spoiler Alert: lange müsst ihr nicht auf die Auflösung warten…
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Fotos: Chux On Tour Photography