Gurr, die vermutlich beste Garage Rock Girl Band aus Berlin, gibt es schon seit 2012. Kennengelernt haben sich Andreya und Laura im Nordamerikastudium, beide haben dann ein Jahr in den USA verbracht und den amerikanischen Einfluss hört man auch in ihrer Musik. 2017 waren sie bereits mit Kraftklub auf Tour und im April 2019 veröffentlichten sie ihr Album “She Says,” mit dem sie bis Ende des Jahres auf Europatour waren. Ihre Karriere klingt wie ein Wirbelwind aus Erlebnissen und diesen Sturm nehmen sie für ihre Shows mit auf die Bühne. Wir haben Gurr im Dezember im Feierwerk in München gesehen und können mit Gewissheit sagen: Das Konzert war eines der Highlights 2019.
She Says – They Sing
Begleitet wurden Gurr in München von den Wahlberlinern Shybits, die musikalisch und optisch stark an die Brit Punk und Garage Ära der frühen 2000er erinnern. Ursprünglich kommt aber tatsächlich nur Liam aus England. Piero bringt den italienischen Einfluss und Meghan an den Drums kommt aus Südafrika. Und weil die drei so gut sind ist die Halle vom Feierwerk schon bevor Gurr überhaupt auftreten gut aufgeheizt und voller Erwartung an das was noch kommt.
Kaum auf der Bühne, geht die Party mit den beiden Mädels schon direkt los. An diesem Tag tragen sie zur Abwechslung mal türkise (Laura) beziehungsweise pinke (Andreya) Haare. Die Freiheit, die sie mit ihrer Musik ausstrahlen spiegelt sich genau so auch in ihrer sichtbaren Freude an den live Auftritten wider. Vor allem Andreya springt nicht nur samt Gitarre durch die Luft, sondern kniet sich auch hingebungsvoll auf die Bühne. Wie kann es sein, dass sie überhaupt keine blauen Flecken hat? Man merkt, dass Gurr das nicht zum ersten Mal machen. Sie sind besser aufeinander eingespielt als manch andere noch viel ältere Band.
Stage-Diving gehört nunmal dazu
Was wäre eine Garage Rock Band ohne das richtige Publikum? In Gurrs Fall heißt das: von tanzen und lauthals mitsingen bis zum Moshpit ist alles drin. Kurz geht’s direkt vor der Bühne so wild zu, dass ein Besucher sogar seine Brille verliert. (Aber keine Sorge, die hat sich schnell finden lassen.) Die Leute singen mit und kennen sämtliche Songs komplett auswendig.

Und was wäre eine Punk Band ohne mindestens einen Stage-Dive? Richtig. Deshalb macht Andreya das einfach selbst vor. Mit Anlauf springt sie kopfüber ins Publikum, ihre Managerin schafft es gerade noch rechtzeitig, die Mikrofon Kabel aus dem Weg zu ziehen. Es ist offensichtlich, wie viel Spaß sie dabei hat und wie sehr sie es genießt, auf den Händen des Publikums getragen zu werden. Kurz nach ihr hüpft auch Meghan von den Shybits hinterher, die Show wird spätestens jetzt zur Party.
Zu Spät…
Wenn Gurr einem Song den gleichen Titel gibt wie bereits ein Lied von den Ärzten heißt, dann heißt das nicht, dass sie den Titel wieder ändern müssen, sondern dass Bela B. höchstpersönlich im Video mitspielt. “Zu Spät” klingt auch live (anders als bei den Ärzten) nach Kalifornien und dem Gefühl von Sehnsucht und Unendlichkeit.

Kurz vor dem Ende spielen sie noch ein Cover von Nirvanas “Territorial Pissings.” Der Song gibt dem Konzert von Gurr im Feierwerk nochmal richtig viel Energie und das Publikum in München ist noch lange nicht bereit zu gehen. Zum Glück gibt’s noch die Zugaben, aber leider sind auch die irgendwann vorbei. Lange gab es keine so Band mehr die live so viel Spaß macht wie Gurr und so viel Power hat. Und schon gar nicht mit zwei Front-Frauen wie Laura und Andreya.
Wer die Möglichkeit hat sollte Gurr unbedingt so bald wie möglich live sehen. Zum Glück gibt es bereits ein paar (internationale) Termine für 2020!
She Says Tour 2020
06.02.2020 Essen, Zeche Carl
07.02.2020 Amsterdam, Melkweg Indie
08.02.2020 Paris, Supersonic
11.02.2020 London, The Lexington
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Titelbild: Sissi