Jules Ahoi, der ursprünglich aus der Nähe von Osnabrück kommt, hat am Freitag sein Debütalbum “Dear ____” auf seinem eigenen Label, Moon Blvd Records, veröffentlicht. Auf diesem sind 15 der Songs zu finden, die er über die letzten zwei Jahre geschrieben hat. Er hat in den letzten Jahren viel erlebt, als Support von Blumentopf, als Surflehrer in Frankreich und zuletzt mit dem Verlust seines Vaters. Die Lieder tragen eine gewisse Melancholie und gleichzeitig auch eine hoffnungsfrohe Aussicht auf die Zukunft mit sich. Wir haben mit ihm über die Entstehung des Albums gesprochen und wie man in der aktuellen Zeit nichtsdestotrotz weitermacht. Er hat (auch am Telefon) eine unglaublich positive Ausstrahlung, die sich in Songs wie “Time Will Tell” wiederfindet.
Die Entstehung Albums “Dear ____”
Hinter seinem neuen Album steht der Schmerz und die Kraft seines verstorbenen Vaters, den er in den Songs verarbeitet. Die Zeit, die er sich nahm um alles zu verarbeiten, war gleichzeitig eine Zeit der Inspiration, die sich in seinen Texten widerspiegelt. Zur gleichen Zeit wechselt er auch seinen Produzenten und holt Phillipp Stephan, einen alten Skate-Bekannten, mit ins Boot. “Wir haben uns Montagmorgen um 8 auf der Miniramp beim Alt-Herren-Skaten beäugt. Eigentlich wollten wir beide alleine ausprobieren, ob wir das noch können mit dem Skaten.” Inzwischen sind sie sehr gute Freunde, gleich beim ersten gemeinsamen Song war klar, dass der Vibe stimmt und die Inspiration fließt.
Jules Ahoi und Phillipp Stephan haben über 30 Songs zusammen geschrieben, nur ungefähr die Hälfte der Songs ist auf “Dear ____” zu finden. Dafür hat Jules von den Songs “To Become” und “Someone” verschiedene Versionen mit aufs Album genommen. “Songwriting ist ein Prozess. Im Grunde muss man irgendwann einfach sagen, okay der Song ist fertig. Auf dem Weg dorthin entstehen aber so viele Dinge die auch wieder zerschmissen werden. Ich finde es interessant zu sehen, wie die Leute eigentlich diese Zwischenstände oder anderen Versionen dieser Songs finden. Die haben alle ganz unterschiedliche Stile.”
Vom Rapper zu Indie-Pop
Diese verschiedenen Einflüsse, die man in seiner Musik hört, sind vielleicht auch auf seine, wie er es nennt, “Jugendsünde” zurückzuführen. “Als Jugendlicher habe ich nur Hip Hop gemacht. Ich habe drei Alben als Rapper veröffentlicht, aber diese Persönlichkeit irgendwann abgelegt, weil mir das zu wild war. Irgendwann konnte ich mich mit der Szene nicht mehr identifizieren und habe mir Gitarre spielen beigebracht.” Man hört den Einfluss von Hip Hop subtil zwischen den Indie-Surfer Klängen. “Ich habe versucht, meine zwei Künstlerpersönlichkeiten, die jetzige und die von damals, zu vereinen. Obwohl es zwei so unterschiedliche Musikrichtungen sind, harmonieren sie irgendwie.”

Der Singer-Songwriter-Surfer
Sein Herz schlägt für Musik, seit er klein ist. “Wenn mich etwas berührt, dann berührt es mich. Es kann Hip Hop genauso wie Klassik sein. Und das möchte ich auch für meine Band. Wenn wir uns für ein Genre festlegen würden, würde das den Spaß verderben.” Sein Herz schlägt aber auch fürs Meer und für den Surfsport. Sein ganzer Freundeskreis kommt aus dieser Szene: “Die ganze Surfszene in Deutschland kennt mich noch, seit ich am Strand in Frankreich Surflehrer war. Diese Szene ist meine Base. Sie gibt mir Rückhalt, ich kann mich auf sie verlassen.” Er selbst hat nach drei Jahren an der französischen Küste gemerkt, dass seine Heimat in Köln ist. Der Strand ist sein Rückzugsort, auf den er sich freuen kann. Auch wenn er anfangs die Musik nur für sich selbst gemacht hat, gehen das Surfen und die Musik für ihn inzwischen Hand in Hand.
Die Musikszene in Köln ist sehr divers. “Die ganze Stadt trägt eine Art Goldgräberstimmung. Die Künstler hier haben keine Angst, einfach mal etwas neues auszuprobieren und über den Tellerrand zu schauen. Das fordert mich und das brauche ich auch irgendwie.” Seine Band lernt er ursprünglich in Münster kennen, der gemeinsame Lebensmittelpunkt ist inzwischen an der Stadt am Rhein. Das Projekt Jules Ahoi entwickelte sich dann sehr schnell von einer Studentenband zu einem richtigen Job. Auch wenn sich inzwischen die Zusammensetzung der Mitglieder immer wieder verändert hat, ist seit Anfang an “das große blonde Mädchen” Lotta, seine beste Freundin, am Keyboard mit dabei. Seit zwei Jahren besteht die Band so wie sie jetzt ist.
Der Songwriting-Prozess
Jules schreibt alle Songs selbst. Er hat ein kleines Büchlein, nimmt Geräusche auf, die ihm gefallen und notiert sich schöne Wörter und Sätze, die ihm über den Weg laufen. “Manchmal ist der Song dann schon von ganz alleine da, manchmal muss man ihn dann noch ein bisschen herausschälen.” Sobald der Text und die grobe Melodie auf der Gitarre stehen, wird der Song im Studio mit der Band feingeschliffen. Ihm fliegen viele Themen im Kopf herum, über die er gerne reden würde. “Ich habe mich bei diesem Album entschlossen, auch einen Song wie Oh, Agnes zu veröffentlichen. Ich bin jetzt in einer Position, in der ich vielleicht etwas sagen kann und es nicht so einfach verpufft. Leute hören es sich an und denken darüber nach. Wenn man von der Öffentlichkeit akzeptiert wird und Aufmerksamkeit bekommt, dann ist das richtig gut und man sollte es nutzen.”
Aufgrund der abgesagten Veranstaltungen dieses Jahr wurde auch für Jules Ahoi der Festivalsommer und die 5-wöchige Europa-Tour zum Release von “Dear ____” gestrichen. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken sagt Jules, dass man das Beste daraus machen muss. Deshalb hat die Band sich auch trotzdem für den pünktlichen Release des Albums entschieden. “Wir haben mit den Veranstaltern gesprochen und konnten glücklicherweise fast unser komplettes Jahr 2020 auf das nächste verschieben. Das Baby möchte natürlich auf die Bühne. Aber es geht ja allen so und wir müssen alle schauen, wie wir da durch kommen. Ich finde es auch super interessant, in dieser komischen, intensiven Zeit Künstler zu sein und zu sehen, was so eine Zeit eigentlich mit einem macht. Ich bin gespannt, was da noch so rauskommt.”
Album-Release-Tour
Für den Release von “Dear ___” macht Jules Ahoi eine kleine geheime Pop Up Tour, die er gerade gestartet hat. Er reist mit seinem Bulli für eine Woche durch acht deutsche Städte und bringt sein Album und Merchandise mit. Um daran teilnehmen zu können, gab es eine Verlosung. So kann er unter den aktuellen Umständen den Überblick und die Kontrolle über die Größe der Veranstaltungen behalten. “Vielleicht spiele ich auch ein Akustik-Set, ich freue mich sehr.”
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