Review // Maifeld Derby 2022

Review // Maifeld Derby 2022
Maifeld Derby 2022 - Foto: Florian Trykowski

Vom 9.6. bis 12.6.22 fand das elfte Maifeld Derby statt und wir waren am Samstag und Sonntag für euch live in Mannheim dabei. Auf unserem Instagram Account habt ihr mithilfe von kurzen Livemitschnitten bereits einen ersten Einblick bekommen.

Das Festival auf dem Maimarkt Gelände spielte sich wie vor der Pandemie auf vier Bühnen ab. Im eigentlichen Reitstadion gab es am Festivalwochenende zwei Außenbühnen und zwei Innenbühnen. Wir bevorzugten die Open Air Bühne. Der liebevoll geschmückte Parcours d’Amour bat zudem mit seiner Tribüne zwischendurch die willkommene Möglichkeit sich hinzusetzen, um die Füße zu schonen.  

Bevor wir mit unserem Review beginnen, bleibt noch anzumerken, dass das Festival erstaunlich viele talentierte Acts aus Australien gewinnen konnte. Das soll dem Maifeld Derby erst einmal ein anderes Festival nachmachen. Anders als gewohnt fangen wir mit dem Festivalsonntag an, weil uns vor allem dieser Festivaltag überwältigt hat. Wir stellen euch im Folgenden je sechs Bands bzw. Künstler*innen vor, die wir auf jeden Fall weiterempfehlen können.

Sonntag

Horsegirl

Horsegirl war für uns die Neuentdeckung des zweiten Tages. Das junge Post-Punk-Trio aus Chicago hat das Publikum zu früher Stunde bereits ganz schön gerockt. Am 3. Juni kam das Debütalbum Versions of Modern Performance raus und wir sind sicher, dass die drei Freundinnen mal ganz groß werden. Der Song Anti-glory geht uns jedenfalls nicht mehr aus dem Kopf. Im Juni und Juli spielen sie weitere Shows in Hamburg, Köln und Berlin. Also überzeugt euch selbst.

Rolling Blackouts Coastal Fever

Die fünf Australier haben mit ihrem Hit Talking Straight bereits am Anfang ihrer Show zum Mitsingen und Tanzen animiert. Die Collegerock-Band mit drei Sängern, die alle auch Gitarre spielen, hat im Anschluss verstärkt neue Songs wie Dive Deep vom dritten Album Endless Rooms zum Besten gegeben. Vor allem die Gitarrenriffs mit Wiedererkennungseffekt stachen dabei unserer Ansicht nach hervor.

Amyl & The Sniffers

In Europa hatten Amyl & The Sniffers 2021 mit ihrem zweiten Album Comfort to Me ihren Durchbruch. Kein Wunder, denn die vierköpfige Band aus Australien weiß, wie Punkrock geht. Frontfrau Amy Taylor überzeugte wie schon im Jahr 2019 mit rotzig-rauem Gesang und wilden Tanzeinlagen. Pogo im Publikum war also vorprogrammiert.

Tristan Brusch

Das Konzert von Singersongwriter Tristan Brusch hat uns ebenfalls gepackt. Zu Beginn des Konzertes verkündete er, lieber erstmal ganz neue Musik zu spielen, auch wenn die Zuschauer ältere oder aktuelle Songs von Album Am Rest bevorzugten. Wir können euch beruhigen, auch die neuen Texte sind wie gewohnt gefühlsbetont, melancholisch und ironisch. Im August soll laut dem Sänger dann auch schon die nächste Single Seifenblasen Platzen Nie rauskommen.

Stella Donnelly

Die Sängerin Stella Donnelly aus Australien hat uns mit ihrer Stimme verzaubert. Neben Songs des Debütalbums Beware of the Dogs kam das Publikum auch in den Genuss neuer Lieder wie Lungs vom bald erscheinenden zweiten Album Flood. In ihren Songs rechnet Donnelly beispielsweise frech mit einem ehemaligen Boss oder Ex ab. Die 30-Jährige spielt nicht nur begnadet Gitarre, sondern auch Keyboard.

Kings of Convenience

Das Konzert der zwei Norweger war von Anfang bis Ende ein grandioser Festivalabschluss und unser absolutes Highlight am Maifeld Derby 2022. Kings of Convenience sind bekannt für melodisch-harmonischen Indie-Folk. Eirik Glambek Bøe und Erlend Øye sind wahre Meister an der Akustikgitarre. Vor fast einem Jahr hat das Duo ihr fünftes Album Peace Or Love veröffentlicht. Vor allem in der ersten Konzerthälfte haben sie Songs vom Album zum Besten gegeben. Auch unsere Favoriten Rocky Trail, Love Is a Lonely Thing und Catholic Country haben nicht gefehlt. Beim Anklingen der zwei zuletzt genannten Songs haben wir uns vergeblich Øyes ursprüngliche Duettpartnerin Feist als Überraschungsgast herbeigewünscht. Ab dem zehnten Song Stay Out Of Trouble kamen Gastmusiker mit auf die Bühne. Zum einen ein Geiger aus Deutschland und zum anderen ein Kontrabassist aus Italien, der später auch Bassgitarre spielte. Ab dem zwölften Song Boat Behind gab ein Schlagzeuger aus Mexiko dem Sound des Finales noch einmal richtig Feuer. Øye hat das Publikum vor allem beim abschließenden Hit I’d rather dance with you gesanglich und durch Mitklatschvariationen gekonnt in die Show miteingebunden. Sogar die sehnsüchtigen Rufe nach einer Zugabe wurden vom Headliner des Tages erhört.

Samstag

Beach Towel

Bei unserer Ankunft haben Beach Towel aus Heidelberg auf der Open Air Bühne gleich wahnsinnig gute Vibes versprüht. Wie der Name schon verrät, erinnert ihre Musik an einem sonnigen Strandurlaub. Der sphärisch-chillige Sound mit amüsanten deutschen Texten hat es uns angetan. Neugierig geworden? Dann hört doch mal in das Album Pfirsich Melba rein.

Emilie Zoé

Emilie Zoés Musik ist dem Lofi-Rock zuzuordnen. Auch wenn wir nur einen Teil des Konzertes gesehen haben, hat Schweizer Künstlerin uns zum Staunen gebracht. Im Gepäck hatte die Sängerin ihr neues Album Hello Future Me. Ihre ausdrucksstarke Stimme wird uns auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.

Rikas

Mit Hits wie Tortellini Tuesday und Fanny Pack Party hat die charmante Indie-Pop Band Rikas das Publikum in gewohnter Manier schnell in ihren Bann gezogen und bis zum Schluss zum Tanzen gebracht. Erfreulicherweise konnten wir im Anschluss an das Konzert sogar mit Sänger Chris backstage sprechen. Das dazugehörige Video findet ihr auf unserem TikTok Kanal. So viel sei verraten, die vier Jungs aus Stuttgart haben neue Musik in der Pipeline und drehen aktuell Videos zu den neuen Singles.

Taxi Kebab

Das französisch-marokkanische Duo Taxi Kabab bestach mit einer mystischen Mischung aus Techno, Rock und psychedelischen Klängen. Ideal für eine lange Clubnacht mit exzessivem Tanzen. Wir haben noch immer einen Ohrwurm vom Track Wana und somit war Taxi Kebab für uns die ultimative Neuentdeckung des ersten Festivaltags.

Bilderbuch

Die Lieblingsösterreicher vieler Indiefans performten zunächst einige neue Songs des Albums Gelb ist das Feld, wie zum Beispiel Schwarzes Karma. Der Stilwechsel der vierköpfigen Band Bilderbuch schien die meisten Fans nicht (mehr) zu stören, wobei wir uns noch einhören mussten. Spätestens bei Hits wie Spliff und Bungalow sind wir dann auch völlig durchgedreht und aus dem Tanzen nicht mehr rausgekommen. Die Stimmung war bombastisch. Gegen Ende der Show entledigte sich Sänger Maurice dann auch noch seines Oberteils und ließ beim finalen Machine so richtig die Rampensau raus.

King Gizzard & The Lizard Wizard

Die Psychedelic-Rocker King Gizzard & The Lizard Wizard sind Meister im Produzieren von Alben. 20 Alben in 10 Jahren. Auf der Setlist standen am Maifeld Derby vermehrt Song des aktuellen Albums Omnium Gaterhum. Außer Frage steht, dass die Australier dem Publikum mit ihrem verrückten, rastlosen Soundcocktail zu später Stunde eingeheizt haben. Die Show wurde visuell gekonnt unterstützt durch flammen- und rauschartige Farbströme. Besonders angetan haben es uns die Querflöteneinlangen des Frontmans Stu Mackenzie. Unsere Erwartungen an die Band waren hochgesteckt und größtenteils wurden diese auch erfüllt, auch wenn sich unserer Meinung nach ein paar Stücke zu sehr in die Länge zogen. Schmerzlich vermisst haben wir unseren Lieblingssong Rattlesnake.

Um möglichst viele musikalische Eindrücke aufzusaugen, haben wir einige Bands leider nur bruchstückhaft erleben können. Bei anderer Gelegenheit würden wir vor allem bei Black Midi und DIIV etwas länger reinhören. Interessante Acts, die wir leider komplett verpasst haben, sind zudem Robocobra Quartet, Eve Owen und Luva. Abschließend bleibt zusagen, dass das elfte dem zehnten Maifeld Derby in nichts nachstand.

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Titelbild: FlorianTrykowski

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