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Interview dolphin love
Dolphin Love - Foto: Jonas Wirth

Schon der Name dolphin love erinnert an Leichtigkeit, Sommer und das Gefühl von Freiheit. Und genau so hören sich auch die Lieder des Singer- und Songwriters an. Sie versetzen einen in eine andere, entspanntere und verträumte, Welt und laden dazu ein, sich vom Moment treiben zu lassen und die Arme auszubreiten. Wie dolphin love es schafft genau diese Atmosphäre in seinen Songs festzuhalten, was ihn beim Songwriting inspiriert und welche Pläne er für die Zukunft hat, hat er uns im Interview erzählt.

Unser Interview mit dolphin love

2021 war bestimmt ein sehr aufregendes Jahr für dich, da du deine ersten drei Singles und sogar ein Musikvideo veröffentlicht hast. Wie hast du als Künstler das vergangene Jahr erlebt?

2021 war echt ein bisschen wie ein game changer. Ich habe gemerkt, dass es jetzt in die richtige Richtung geht. Der erste release war cool. Ich dachte mir „geil es wird irgendwie angenommen von den Leuten“ und das war echt schön zu sehen, dass Leute aus meinem Umfeld, die das auch nicht kannten, weil ich das eigentlich vorher nur für mich gemacht habe, dann auch dachten „ist ja voll cool“.

Und auf einmal waren dann da noch die Jeremias support Shows. Wir haben sie zweimal supportet. Das war auch echt aus dem Nichts. Zwei Wochen vorher haben wir das erste Mal geprobt und dann auch die ganzen Songs ausprobiert. Dann habe ich noch ein paar Kumpels gefragt, ob die Bock haben mitzuspielen und dann sind wir nach Dortmund gefahren und haben da gespielt. Das war echt super verrückt, dass wir auch einfach Resonanz hatten für einmal geprobt und dann direkt spielen. Das war sau cool. 2021 war echt superschön. Es sind so viele schöne Dinge passiert. Das war auch in meinem ganzen Umfeld irgendwie so. Alle haben gesagt, dass 2021 echt schön war. Ich fand Corona auch echt nicht so schlimm, weil man irgendwie trotzdem auf seine Kosten gekommen ist.

Hast du denn Festivals und Co sehr vermisst? Oder war es gar nicht so schlimm für dich mehr Zeit zu Hause zu verbringen?

Also ich fand es nicht schlimm zu Hause zu sein, weil ich auch echt viel Musik mache und zu Hause auch kreativ bin. Ich habe aber schon so ein bisschen das Festivalleben vermisst. Das Gefühl, wenn man im Sommer irgendwo hinfährt und alle Menschen draußen sind und niemand kümmert sich um irgendwas. Das habe ich schon in manchen Momenten vermisst. Aber zu Hause sein war für mich gar nicht schwierig. Ich war viel draußen mit Freunden.

Springen wir mal direkt zu deiner Musik über. Deine Songs sind sehr atmosphärisch und versetzen mich beim Hören immer direkt an einen anderen Ort. Für mich persönlich vermitteln sie irgendwie das Gefühl von Freiheit. Wie schaffst du es Emotionen und Gefühle aber auch diese besondere Atmosphäre musikalisch in deinen Songs festzuhalten und hörbar zu machen?

Ich glaube, dass das einfach aus dem Moment herauskommt, wenn ich schreibe. Oft ist es in den Momenten so, dass ich mich oft mega gut und frei fühle. Wenn ich Musik mache, dann vergesse ich irgendwie alles. Das ist glaube ich das, was sich widerspiegelt. Dann habe ich eine Vision in meinem Kopf und da geht es oft um Weite und Freiheit und, dass einem auch alles scheiß egal sein muss. Ich habe auch manchmal das Gefühl, mir muss das alles scheiß egal sein, damit ich überhaupt gut fühle, weil sonst würde ich mir über alles Gedanken machen und das würde mich echt kaputt machen. Das ist so gefühlt der einzige Ausweg.

Gerade haben wir das Thema „frei sein“ ja schon ein wenig angesprochen. Wies schaffst du es, dies auch im Alltag umzusetzen, da auch gerade durch Corona sich viele Menschen in ihren Gedanken verlieren und den Moment gar nicht mehr richtig wahrnehmen.

Ich muss echt sagen, dass die ganze Corona-Sache schon echt an einem nagt. Obwohl es einem gut geht und man sich denkt „eigentlich habe ich alles, was ich brauche“, fehlt was zum wirklichen Glück, dass alles wieder so wie damals ist. Man merkt auch, dass alle keinen Bock mehr haben. Irgendwie hilft es mir am besten, wenn ich einfach Leute treffe und mit denen auch darüber rede. Das hilft mir, das alles so ein bisschen zu vergessen. Ich meditiere auch viel. Das bringt mich da auch ein bisschen raus und hilft mir wieder klare Gedanken zu bekommen.

Darum geht’s auch ein bisschen in meinen Songs und das war mir auch sehr wichtig. Das man sich auf den Boden stellt und guckt, wo man ist und alles drum herum vergisst. Einfach den Moment schätzen und einfach mal zu sein.

Kehren wir nochmal zu deiner Musik zurück. Ich habe gelesen, dass du nach dem Abi in Australien warst.  Was war für dich das Wichtigste, das du von diesem Trip mitgenommen hast und wie spiegelt es sich in deiner Musik wider?

Ich war mit einem Kumpel unterwegs, den ich dort kennengelernt habe. Ich bin aber eigentlich mit einem ganz anderen Plan dort hingefahren. Dann hat sich alles geflippt und am Ende stand ich mit einem Freund da, den ich dort kennengelernt habe. Irgendwann waren wir super lange an einem verlassenen Strand und wir waren komplett allein. Dann gab es irgendwie einen Moment, wo ich dachte „was willst du eigentlich in deinem Leben machen?“. Dann hatte ich in mir ein Gefühl, dass ich was aus mir „rausholen“ muss. Das Musikmachen und Schreiben.

Dann habe ich viele Texte geschrieben. Ich hatte eine kleine Gitarre dabei und habe viele Riffs aufgenommen und aufgeschrieben und das war so ein Moment, wo ich gemerkt habe, dass es das ist, was ich machen muss. Das ist das Einzige, was mich erfüllt. Danach bin ich nach Berlin gegangen und habe angefangen Musik zu studieren.

Lass uns mal ein bisschen über deinen Songwritingprozess reden. Gibt es da eine feste Routine oder entsteht ein neuer Song immer ganz spontan? Wie entsteht also ein Song von dolphin love?

Das ist echt unterschiedlich. Manchmal setze ich mich ans Schlagzeug. Das war zum Beispiel bei gardenfulloflight so. Da habe ich mich ans Schlagzeug gesetzt. An dem Tag hatte ich irgendwie gar keinen Bock Musik zu machen, aber dann hatte ich doch Lust. Dann habe ich mich hingesetzt und habe richtig langsam Schlagzeug gespielt. Dann kam auf einmal alles einfach dazu. Manchmal habe ich aber auch eine Gitarre in der Hand und dann baut sich darauf alles auf. Es kommt von allen Seiten und es gibt gar kein richtiges Schema. Es ist ehr ein wildes Durcheinanderwürfeln, wo man gar nicht richtig weiß, was passiert. 

Neue Musik von dir steht an! Was kannst du über deinen neuen Song verraten?

 Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie der Song entstanden ist. Es war auf jeden Fall letztes Jahr. Da fing das alles gerade so an mit der Winterzeit und Corona. Da war ich ein bisschen traurig und hatte auch ein bisschen Liebeskummer. Und dann habe ich den Song geschrieben. Dann kam Killian zu mir und hat dazu was gerappt. Dann hat sich der Song komplett geflippt. Auf einmal hatte er einen anderen Sinn. Vom Text her, geht der Song ein bisschen dunkler los und dann wird er aber positiv durch seinen Rap-Part.

Das Video ist ein bisschen lustig geworden. Es hat aber auch wieder dieses Ästhetische, Weite und Helle. Das sieht alles ein bisschen ähnlich aus wie bei gardenfulloflight. Der Vibe vom Song ist auch ein bisschen ähnlich wie von gardenfulloflight. Ein bisschen ruhiger und groovy.

Kommen wir mal zu deinem Song gardenfulloflight. Als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, hatte ich tatsächlich direkt ein inneres Bild von einem lichtdurchströmten grünen Ort vor Augen. Der Name passte also perfekt für mich zum Song. Wie ist der Song entstanden? War zuerst der Name oder die Idee da?

Es war tatsächlich der Name, den ich zuerst hatte. Immer wenn ich unterwegs bin, habe ich eine Liste auf meinem Handy, da schreibe ich mir immer ganz viel drauf auf von dem, was ich so sehe. Ganz viele Wörter und Namen und alles Mögliche.

In dem Song geht es ja offensichtlich um eine Trennung. Und da war es so, als die Trennung passiert ist, saß ich auf einer Bank und war einfach total traurig. Dann habe ich von dieser Bank aus, etwas weiter weg, eine blaue Wand gesehen und auf der stand, richtig schön geschrieben, „garden full of light“. Als ich zurück war, habe ich den Song geschrieben und dann kam der Titel einfach so auf mich zu. Dann habe ich durch die Liste geschaut und gedacht „der Titel passt perfekt“.  Bei areyougointobehere war das übrigens genau das Gleiche.

Zu dem Song gardenfulloflight ist ja auch ein Video entstanden. Ich finde es passt ästhetisch einfach perfekt zum Song und ist auch einfach wunderschön geworden. Wie kamen die Ideen zum Video und wie ist es entstanden?  

Wir wussten, dass wir was Ästhetisches brauchen. Mir ist es auch irgendwie immer wichtig, dass es schön aussieht. Dann haben wir gemerkt, dass wir einen Ort brauchen, der einfach nicht so ganz normal aussieht. Wir müssen irgendwas verändern, irgendwas machen, was ein bisschen unnatürlich aussieht. Hier in der Heimat bei mir gibt es einen alten Tagebau und der sieht aus wie ein Krater. Da dachten wir uns, dass wir dort drehen wollen. Irgendwie passte es. Dann habe ich meine Gitarre eingepackt und dann haben wir einfach ein bisschen gefilmt.

Du wirkst auf gardenfulloflight aber auch auf deinen anderen Songs sehr selbstreflektiert. Hilft dir das Songwriting dabei, Vergangenes besser zu verarbeiten und loszulassen?

Es hilft auf jeden Fall Dinge innerlich ein bisschen besser zu verarbeiten. Der Text bei gardenfulloflight kam einfach bei mir raus. Da habe ich gar nicht drüber nachgedacht, was das für Wörter sind. Es war einfach auf einmal da. Der Text war einfach innerhalb von einer Viertelstunde da.

Man macht sich schon viele Gedanken über die Vergangenheit und das spiegelt das auf jeden Fall wider. Ich weiß auch nicht, es kommt einfach raus und dann ist es einfach da. Es ist irgendwie schön, weil es eine andere Art und Weise ist, Dinge zu erzählen. Wenn ich meinen Freunden oder Familie solche Sachen erzähle, dann wäre es nicht auf diese Art und Weise, wie es in den Songs passiert.

Das ist so ein schöner Gedanke, dass ich durch die Musik und die Untermalung und das Gefühl in der Musik, nochmal einen anderen Weg und eine andere Ebene habe, mich auszudrücken.

Auf dem Song thematisierst du unteranderem die Themen Selbstentfremdung und Vergangenes loszulassen. Wie hast du es geschafft wieder zu dir zurückzufinden?

Der Song war eigentlich der letzte Schritt der Verarbeitung. Ich wollte den eigentlich nie schreiben und auch nie über diese Trennung schreiben. Dann war es aber auf einmal da und dann hat es sich einfach super gut angefühlt, dass das nochmal rausgekommen ist. Das war so wie das letzte Ding, das rauskommt und dann war es vorbei. Dann war ich wieder cool damit. Dann dachte ich mir „jetzt ist alles gesagt“. Der Song ist eigentlich eine Art Abschlusssong. Ich habe das Gefühl, dass der diese Zeit in ein schönes Gesamtpaket packt.

Gibt es ein bestimmtes Thema, das du in deiner Musik immer wieder aufgreifst, also quasi wie ein roter Faden, der sich durch deine Lieder zieht?

Es geht viel ums „Hier sein“. Wenn ich Musik mache, frage ich mich oft, „wo bin ich gerade?“ oder „was ist der Grund, warum ich hier bin?“. Ich habe das Gefühl, das sich das durch alle Sachen so ein bisschen zieht. Der Blick auf das große Ganze. Eine Sicht von außen, das finde ich immer interessant. Das sind oft meine Gedanken, wenn ich schreibe.

Noch eine Frage zum Schluss: Fingers crossed, dass es Corona erlaubt: Was sind deine Pläne für das anstehende Jahr?

Anfang des Jahres kommt meine EP raus. Wenn es wieder geht, dann ist auf jeden Fall geplant, dass wir wieder live spielen. Ich habe echt mega Bock zum Beispiel Support auf einer Tour zu spielen oder kleine Konzerte oder so. Einfach alles mitnehmen. Wir haben alle Bock live zu spielen. Und natürlich viel schreiben und Musik zu machen.

Ich drücke dir die Daumen, dass du ganz viele Liveshows nächstes Jahr spielen kannst! Vielen Dank, für das schöne Interview.

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Titelbild: Paul Knop Jonas Wirth

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