Interview // Dolphin Love 999

Dolphin Love 999 - Foto: Paul Knop
Dolphin Love - Foto: Paul Knop

Wer sich die neue EP 999 von Dolphin Love anhört, fühlt sich sofort an einen anderen, helleren Ort versetzt. Man spürt das Gefühl von Weite und Freiheit, sieht das Meer und nichts außer Helle und Licht. Der Künstler hat es auf seiner ersten EP geschafft, die Atmosphäre eines Moments festzuhalten und diese hörbar zu machen. Wie Dolphin Love diesen Ort mithilfe seiner Musik kreiert hat, wie seine EP überhaupt entstanden ist und wie sich diese aufregende Zeit für ihn anfühlt hat er uns im Interview verraten.

Unser Interview mit Dolphin Love zu 999 !

Glückwunsch zu deiner erst kürzlich erschienen EP! Wie fühlst du dich, jetzt wo die ganzen neuen Songs draußen sind?

Ich fühle mich mega gut. Es ist so ein richtiger release für mich. Jetzt kann ich nichts mehr dran ändern. Also das Gefühl, wenn man lange an einem Projekt arbeitet und sich denkt „das muss jetzt einfach mal raus“. Am liebsten würde ich viel schneller solche Dinge veröffentlichen aber so ein Prozess dauert halt immer ein bisschen. Jetzt fühlt es sich aber umso schöner an, dass es jetzt nach so langer Zeit endlich draußen ist.

Erzähle doch mal ein bisschen was über den kreativen Prozess. Wie ist die EP entstanden?

Fast alle Songs sind in der Quarantäne entstanden. Da ist einfach alles rausgekommen. Ich habe mir da auch über nichts Gedanken gemacht. Ich hatte mir auch viele Dinge in so ein kleines Buch aufgeschrieben, als ich vor der Quarantäne unterwegs war. Da habe ich alles reingeschrieben, was mir aufgefallen ist oder, was ich irgendwo gesehen habe. Und diese ganzen Eindrücke, habe ich dann alle in diesen zwei Wochen verarbeitet. Ich hatte als ich angefangen habe schon das komplette Konzept von der EP im Kopf und wusste, wie ich das soundlich machen wollte. Ich wusste, welche Instrumente ich verwende will und was der vibe ist, den ich vermitteln will. Dann sind später noch zwei Tracks dazu gekommen. Das waren watchingtheworldgoby und honey. Bei honey hat noch mein Kumpel Killian einen Part dazu gerappt.

Für mich ist die EP ein bisschen wie eine „kreative Wundertüte“. Jeder Song ist in sich sehr individuell und vielschichtig, trägt aber trotzdem deinen signature sound. Wie schaffst du es beides zu vereinen?

Bei der EP war es tatsächlich so, dass ich mir bei jedem Song dachte „das ist es, der muss auf die EP kommen“. Ansonsten fällt es mir aber eher schwer, irgendwas in ein Konzept reinzustecken. Es gibt Tage, da denke ich mir „ich hätte total Bock auf einen Hip-Hop Beat“ und es gibt Tage, da habe ich dann total Lust auf Punk. Das zu vereinen, fällt mir oft schwer. Ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass ich eine Linie fahre, deswegen denke ich mir auch oft „das ist zwar komplett unterschiedlich, aber der Kontrast gefällt mir“. Ohne Kontrast wäre es langweilig.

Die Songs hören sich für mich so an, als ob du oft einfach aus dem Moment heraus einfach deine Gedanken und Emotionen musikalisch festgehalten hast. War das tatsächlich so oder hattest du die Songs und Sounds schon lange im Voraus geplant?

Tatsächlich habe ich noch nie einen Song richtig geplant. Ich fange immer mit einem Akkord oder drum loop an und dann kommen mir einfach Zeilen in den Kopf, wenn ich anfange zu singen. Dann kommen ein Thema und immer mehr Zeilen. Es ist also echt aus dem Moment heraus. Ich habe auch das Gefühl, wenn man was plant, funktioniert es nie.

Hast du einen Wunschgedanken, was mit der EP passiert jetzt, wo sie draußen ist? Was die Hörer und Hörerinnen also daraus machen?

Ich habe keine konkrete Vorstellung, aber ich froh zu sehen, dass irgendwas damit passiert. Das finde ich einfach spannend. Es wird gehört und generiert eine bestimmte Reichweite. Einfach zu sehen was passiert, egal in welche Richtung, ist das, was es für mich so spannend macht. Ich fände es auch zum Beispiel super spannend und schön, wenn jemand sagen würde „das Intro passt gar nicht zum Rest“. Das finde ich total wichtig.

Mir geht’s gar nicht darum, dass es super erfolgreich ist, sondern mir geht’s genau um diese Diskussion und das, was zurück kommt- egal in welcher Form.

Es ist einfach spannend, dass die Songs jetzt auch nicht mehr mir gehören. Der Prozess ist vorbei und die Songs gehören jetzt allen Leuten, die sie hören.

Hat dir das Schreiben und Produzieren von den Songs geholfen, gewisse Themen und Emotionen besser zu verarbeiten und diese dann auch hinter dir zu lassen?

Ja, auf jeden Fall. Das sind gar nicht unbedingt Dinge, die in den Lyrics vorkommen, sondern es sind viele unterbewusste Dinge oder Dinge, die mich beschäftigen im alltäglichen Leben. Der Ausdruck in der Musik ist sozusagen eine persönliche Befriedigung in der Hinsicht. Ich brauche diesen output um mich selber ein bissen zu verarbeiten. Das finde ich so schön. Manchmal natürlich auch in den Lyrics. Hauptsächlich ist aber der Sound, der das widerspiegelt.

Eines deiner Hauptthemen auf der EP ist es, sich frei von allem zu machen. Wie schaffst du es diese Perspektive im Alltag selbst umzusetzen aber auch musikalisch in deinen Songs festzuhalten?

Ich merke, wenn ich zum Beispiel viele organisatorische Themen im Alltag habe, dass ich dann gar nicht klar denken kann. Ich glaube, das ist auch einfach natürlich. Ich habe das Gefühl, dass ich einfach immer einen klaren Kopf brauche, damit es mir gut geht. Darum geht’s mir oft, dass ich viele Sachen zur Seite lege oder ignoriere und mir viele Dinge einfach egal sind. Das kann manchmal gut oder schlecht sein, aber dadurch geht’s mir dann besser.

Sprechen wir mal etwas detaillierter über einen Track der EP. Erzähle doch mal ein bisschen was zu areyougoingtobehere. Wie ist der Song entstanden und was hat dich inspiriert?

Als ich den Song geschrieben habe, hatte ich irgendwie so ein ganzheitliches Gefühl. Das Gefühl, wenn man denkt, man kann die Welt umarmen und man hat so viel Energie in sich, dass man Bäume ausreißen könnte. Pure Energie einfach. Genau das ist der Song für mich, das Gefühl, das aus kompletter Energie entsteht.

Wie kam es denn eigentlich zum Namen der EP?

Die Zahl 999 verfolgt mich. Zu der Zeit als ich die EP geschrieben habe, habe ich immer die Zahl gesehen. Jeden Tag habe ich 999 gesehen. Egal wo, überall ist die Zahl aufgetaucht. Dann dachte ich mir sofort „das ist der Name“. Da gab es auch später keine anderen Ideen mehr.

Sprechen wir mal ein bisschen über die visuals und das Design zu der EP. Ich finde, dass das Design einfach perfekt die vibes der Songs widerspiegelt. Wie kamen die Ideen dazu und was hat dich bei der Ideenfindung inspiriert?  

Die ganzen Single-Covers habe ich mit Cinzia aus Hannover zusammengemacht. Das war super schön, zusammen ein Konzept zu entwickeln und den vibe in den Bildern zu kreieren. Ich finde, dass es super wichtig ist, ein schönes Cover zu haben. Die ganzen Symbole habe ich selber gemalt und die Schrift auf dem Cover ist auch meine Handschrift. Ich finds schön, dass gerade auch diese Bilder den vibe unterstützen. Wenn man nur die Musik hört, ist das auch cool, aber zuerst sieht man immer das Bild. Für mich ist das Bild einfach unfassbar wichtig. Ich finde, dass wir es gut geschafft haben, den Vibe in den Bildern auszudrücken.

Wie würdest du die EP mit eigenen Worten beschreiben? Wie klingt sie für dich?

Das ist echt schwer, weil es meine eigene Musik ist. Wenn ich die EP beschreiben müsste, dann würde ich sagen klingt sie für mich wie hellblau. Ich wollte einfach was Helles ausdrücken. Es sollte keine Dunkelheit auf der EP sein. Auch negative Dinge sollten hell dargestellt werden, das war mir sehr wichtig. So ist auch das Cover entstanden. Das Foto hat ein Kumpel von mir gemacht und das waren genau die Farben, die ich dann auch bei der EP gesehen habe.

Hast du selbst einen Lieblingssong von der EP?

Ich habe letztens einen Song gemacht, der ist zwar noch nicht draußen, aber der gefällt mir richtig gut. Ich merke gerade auch bei mir, dass ich mich soundlich richtig gerne weiterentwickele. Die Sachen, die ich gerade mache, sind soundlich auf einem anderen Level. Ich habe einen Song gemacht, der gefällt mir gerade sehr gut, was den Sound angeht. Da gefällt mir der Schlagzeug Sound richtig gut. Ich probiere ganz viel aus und experimentiere gerade viel.

Noch eine Frage zum Schluss: Beim Zuhören deiner Songs fühlt man sich direkt an einen anderen Ort versetzt: Hat sich der Schreibprozess und das Produzieren für dich auch ein bisschen wie „escaping“ angefühlt, so wie die Musik eine andere Welt für die Hörer und Hörerinnen ist?

Bei allem, was ich mache dreht es sich ums Aussteigen. Ich mache Musik besonders gerne nachts, wenn alle schlafen. Dann habe ich das Gefühl, dass ich komplett raus bin aus jeglicher Kommunikation und mich wirklich darauf fokussieren kann, Musik zu machen. Das Wort „escaping“ trifft es sehr gut. Der Prozess ist das für mich. Ein Raum, in dem ich mich abkapseln kann. Genau dafür ist das Projekt Dolphin Love da. Es ging mir nicht darum viel zu schreiben, sondern einfach das Fliehen aus dem Alltag in dieses Projekt zu stecken.

Vielen Dank für das schöne Interview!

Dolphin Love mit 999 auf Spotify

Artwork: Paul Knop

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