Interview // Steiner & Madlaina – Wünsch Mir Glück

Interview // Steiner & Madlaina – Wünsch Mir Glück
Steiner & Madlaina - Foto: Tim Wettstein

Ob es Weltschmerz, gesellschaftliche Bequemlichkeit, Liebe, Sexismus oder die Auseinandersetzung mit einem selbst ist – alles, was unser Herz begehrt, servieren uns Steiner & Madlaina auf ihrem neuen Album Wünsch mir Glück. Eine Momentaufnahme, die uns zeigt, wie musikalische Gesellschaftskritik funktioniert und wie wichtig es ist zu zuhören. Wir haben mit Steiner & Madlaina in einem Interview über die Ideenfindung für neue Songs, Konzertrituale und ihr neues Album Wünsch Mir Glück gesprochen. Zusammen mit ihrer Band sind Madlaina Pollina und Nora Steiner viel auf Tour gewesen und haben ihre Erlebnisse, Eindrücke und Gedanken auf ihrem neuen Studioalbum Wünsch mir Glück festgehalten.

Steiner & Madlaina im Interview zu Wünsch Mir Glück

Ein paar Worte zu eurem neuen Album Wünsch mir Glück. Was hören wir darauf?

Madlaina: Da könnten wir jetzt ausholen. Wir waren 2019 so viel auf Tour mit unserer Band. Das hat dieses Album sehr stark geprägt. Es ist wie eine Momentaufnahme unserer Erlebnisse und Eindrücke. Nach diesem vollen Tourjahr waren wir sofort im Studio und haben die Songs eingespielt. Das ist der Grund dafür, dass uns das Album so am Herzen liegt, weil wir alles so intensiv zusammen erlebt haben.

Nora: Wir sind insgesamt noch ehrlicher auf dem Album, es ist noch viel näher an uns dran. Wir haben sehr viel zusammen auf Tour erlebt. Dadurch hat sich auch unser Sound weiterentwickelt. Gerade unsere Texte sind besonders durch unsere Eindrücke und Erlebnisse geprägt. Es sind aber nicht nur die Momente, die wir dort erlebt haben, wo wir gerade aufgetreten sind. Sondern auch die Geschehnisse, die sich zum Beispiel zu Hause so entwickelt haben, weil wir so viel weg waren. In Zürich sind wir dadurch auf Beziehungskonflikte jeglicher Art gestoßen. Es ist schwierig, eine Beziehung zu pflegen, wenn man beruflich so eingenommen ist und wenig vor Ort.

Wie beschreibt Ihr Euren Musikstil? 

Madlaina: In unserer Musik steckt eigentlich alles, was uns selbst gut gefällt. Es sind sehr viele Einflüsse. Also ein bisschen Schlager, Pop und Rock. Gerade bei dem Song Wenn ich ein Junge wäre, hört man das gut raus. Es ist ein kunterbuntes Gemisch vieler musikalischer Einflüsse und ganz klar im Popbereich anzusiedeln.

In jedem Lied versteckt sich eine starke Botschaft. Mal traurig, mal politisch und selbstkritisch, mal Machtwortattitüde. Dabei ist uns, neben den Singles, ein Lied besonders aufgefallen. Was passiert bei Casanova?

Nora: Man muss sich das Lied wie eine Szene vorstellen. Du stehst allein irgendwo in einer Bar oder in einem Club. Meist bleibst du nicht lang allein dort stehen. Denn früher oder später kommt immer irgendjemand und spricht dich an. Das muss natürlich nicht immer schlecht sein, aber es ist schon ein Phänomen, dass man eigentlich nie wirklich allein rumstehen kann (lacht). Und um genau eine solche Szene geht es in dem Song. Du stehst allein vor der Bar, jemand spricht dich an und will dich mit allen Mitteln umgarnen. Eigentlich hast du keine Lust darauf. Und obwohl du Nein sagst, bleibt die andere Person total hartnäckig. Das Schöne und entscheidende an dem Song ist der Perspektivwechsel. Die Ursprungsversion war aus Sicht einer Frau geschrieben, die von einem Mann angesprochen wird. Die Musik habe ich schon fertig geschrieben, doch textlich hakte es. Madlaina hatte die Idee, den Spieß umzudrehen und die Rollen zu tauschen. Es ist eine so absurde Vorstellung, dass eine Frau so hartnäckig einen Typen anmacht. Ich fand es lustig und bin beim Schreiben auf viele Ideen gekommen, die sich vor meinen Augen bildlich abspielten. 

Madlaina: Die Szene endet nicht dramatisch. Das gefällt mir an dem Song besonders. Es passiert nichts wirklich Schlimmes.

Nora: Im Hintergrund geht es natürlich darum, dass solche Situationen eben nicht so toll sind. Es ist offensiv, aber nimmt kein schlimmes Ende. Es plätschert so ein bisschen vor sich hin. 

Wenn ich ein Junge wäre war die erste Singleauskopplung von Eurem neuen Album. Der Song klingt wie ein klares Statement. Was hat es damit auf sich?

Nora: Wir haben in unserem Beruf immer wieder mit Sexismus zu kämpfen. Im Alltag sowieso, aber bei der Arbeit fällt es besonders auf. Es werden unangebrachte Bemerkungen gemacht, die total sexistisch sind und meistens merkt derjenige es nicht mal. Gerade beruflich merken wir, dass uns das als Frauen öfter passiert als Männern. Das nervt total! Es gab dann einfach mehrere Situationen, die das Fass endgültig zum Überlaufen brachten. ES NERVT und deshalb wollte ich diese Umstände einfach mal aufs Papier kotzen und so klingt der Song auch ein bisschen. Wenn ich ein Junge wäre macht total Spaß, obwohl er aus einem solchen Grund geschrieben wurde. Der Song ist mit Absicht nicht verschönert geschrieben. Ich wollte, dass es genauso klingt, wie es ist.

Bei einer absoluten Liveband spielen sich gern kleine Rituale ein, die vor dem Konzert ablaufen. Was macht ihr vor jedem Auftritt?

Madlaina: Vor jedem Konzert ziehen wir uns um und schlüpfen in eine Art neue Rolle. Das geht Hand in Hand mit gemeinsamen Schminken. Auch die Jungs schminken sich. Das macht ihnen sehr viel Spaß. Dabei hören wir zusammen laut Musik. Einfach das, was uns gerade in Laune bringt. Egal, ob es das erste oder zehnte Konzert ist, das wir spielen. Wir haben dabei viel Spaß und es hilft dabei, uns auf den Abend einzustimmen und hält die Laune oben.

Nora: Kurz bevor wir auf die Bühne gehen, gibt’s für jeden ein Küsschen. Das heißt, wir geben uns allen einen Kuss auf den Mund.

Hören wir Ciao Bella schon bald auf italienisch von der Crucchi Gang?

Madlaina: Das wäre sehr cool und auch sehr angebracht!

In einem älteren Interview erzählt Ihr davon, dass Euch insbesondere in der Badewanne immer tolle Ideen kommen. Stimmt das?

Nora: Nein!

Madlaina: Herrlich! Die Frage wird so oft gestellt, da haben wir irgendwann einfach angefangen zu erzählen, dass uns die Ideen immer in der Badewanne kommen.

Nora: Also das hat schon einen Hintergrund. Diese Idee haben wir aus einem Buch geklaut von Daniel Kehlmann. Das Buch heißt Ruhm. In diesem Buch gibt es einen Schriftsteller und den fragen die Leute immer, woher seine Ideen kommen würden. Den Schriftsteller nervt die Frage total und er sagt immer, dass ihm die Ideen in der Badewanne kommen. Da haben wir gedacht, dass es irgendwie lustig wäre, weil es eine Art Zitat ist. Logischerweise versteht das keiner, außer wir.

Madlaina: Ich glaube, es ist auch ein bisschen egal, woher die Ideen kommen. Schlussendlich gibt es viele Auslöser, die Ideen schaffen. Wichtig ist am Ende, was aus der Idee gemacht wurde. Wie sie verarbeitet wurde.

Auf welches Tourziel freut Ihr Euch am meisten?

Nora: Eigentlich auf alle! Aber ich muss schon sagen, dass ich mich total auf Berlin freue, weil wir da sehr lange nicht mehr waren. Ich bin sehr gespannt, was da so passiert ist. Wir waren nur in unserer ersten Headlinetour in Berlin und einmal beim Lollapalooza Festival. Danach leider nicht mehr. Und auf Dresden! Dresden ist meistens schnell ausverkauft (lacht).

Madlaina: Ja, auf Dresden auf jeden Fall. Das sind so verrückte Konzerte. Auf Hamburg und Köln freue ich mich auch. Eigentlich auf alle größeren Städte (lacht).

Nora: Und manchmal gibt es noch so kleine, auf den ersten Blick total unauffällige Studentenstädtchen, die man so gar nicht auf dem Schirm hat und echt nicht weiß, was da so abgeht. Da sind die Konzerte plötzlich ganz verrückt und es eskaliert total, – das ist irgendwie auch cool!

Gibt es ein Lied, dass ihr ganz besonders gern zusammenspielt?

Madlaina: Immer wieder mal andere. Kürzlich haben wir zusammen im Radio gespielt und da hat mir So schön wie heute richtig viel Spaß gemacht. Das Lied ist so schön melodisch, gemütlich spielbar.

Nora: Was ich immer gern spiele und wohl immer gern spielen werde, ist Und die bin ich und Wenn ich ein Junge wäre, weil das Live so großen Spaß macht. Das sind zwei Songs, die insbesondere von der Wucht der Instrumente leben und das ist vor Livepublikum besonders cool. Ich glaube, dass die beiden Songs live auch noch besser wirken als auf dem Album.

Etwas, das Ihr den Hörern mit Eurem Album unbedingt geben möchtet.

Nora: Freude.

Madlaina: Die Zuhörer sollen berührt sein und was erleben. Das Album genießen.

Gibt es einen Rat, den Ihr Euch rückwirkend gern geben würdet?

Nora: Genieße den Stress. Genieße jedes Konzert. Bald ist es vorbei mit Konzerten! Also genieß es!

Steiner & Madlaina Tourdaten:

02.11.21 Stuttgart – Im Wizemann Club
03.11.21 München – Ampere
05.11.21 Magdeburg – Moritzhof
06.11.21 Dresden – Beatpol
08.11.21 Hamburg – Knust
09.11.21 Bremen – Tower
10.11.21 Münster – Gleis 22
11.11.21 Essen – Zeche Carl
12.11.21 Köln – Gebäude 9
17.11.21 Freiburg – Jazzhaus
19.11.21 AT-Wien – Chelsea
20.11.21 Nürnberg – Korns
22.11.21 Wiesbaden – Schlachthof
23.11.21 Hannover – Musikzentrum
25.11.21 Leipzig – Täubchenthal
26.11.21 Erfurt – HsD
27.11.21 Berlin – Hole44

Wünsch Mir Glück auf Spotify

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Titelbild: Tim Wettstein

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Geschrieben von:
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