#03 Kanada
So langsam nimmt unser Alltag wieder normale Formen an und umso mehr freuen wir uns, dass wir wieder nahezu uneingeschränkt reisen können. Letztes Jahr haben wir uns mit Euch auf spannende Reisen nach Italien und Neuseeland begeben. Nun geht es endlich weiter in unserer Reihe Kompass und zwar mit neuer Musik aus Kanada. Kanada ist nicht nur das Geburtsland von Rockgrößen wie Bryan Adams oder Neil Young, dem Godfather des Grunge. Das Land der unberührten Natur hat auch eine fruchtbare Indieszene, deren kreative Zentren vor allem die Städte Montreal und Toronto sind. Besonders empfehlenswert ist in dieser Hinsicht das in Toronto niedergelassene Indie-Label Arts and Crafts.
Arcade Fire
Arcade Fire feiern in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bandjubiläum. Das Kollektiv aus Montreal ist bekannt für Win Butlers fulminante Stimme und Indie Disco-Hits wie Rebellion, Ready To Start und The Suburbs. Am 6. Mai erblickt Arcade Fires sechstes Album WE dann das Licht der Welt. Die Band hat vorab eine starke Doppelsingle herausgebracht, die Hoffnung versprüht. The Lightning I kann dabei als sich aufbauendes Intro gesehen werden. In The Lightning II entwickelt sich der Song nach dem zweiten Chorus dann zu einer energiegeladenen rockigen Explosion. Am 29. April spielen Arcade Fire ein Konzert in London, weitere Europatourneedaten der Band sind aktuell nicht bekannt.
Ombiigizi
Daniel Monkman und Adam Sturgeoon haben im Februar ihr Debütalbum Sew Back Together auf den Weg gebracht. Der Sound des Duos ist dem Post-Rock zugehörig. Er vermischt sich allerdings mit Shoegaze-, Weltmusik- und Dream Pop- Elementen. Beide Künstler haben indigene Wurzeln. Der Albumtitel repräsentiert das Zurückbesinnen auf die Wurzeln und Kultur der Anishinabe. Die Herkunft der Künstler verrät auch der Bandname sowie einige Songtitel. Neben den Singles Residential Military und Cherry Coke hat es uns der eingängige rockige Song Spirit In Me besonders angetan.
Patrick Watson
Seit 2003 ist der Singer-Songwriter Patrick Watson nun aktiv. Die Songs des ausgebildeten Pianisten, der seine Klavierkünste auch gern mal auf der Bühne darlegt, sind oft ruhiger und gefühlsbetont, so beispielsweise Lost With You oder der französische Titel Je te laisserai des mots. Nach fünf Studioalben ist am 22. April nun Patrick Watsons Minialbum Better in the Shade erschienen. Die Vorabsingle Height of the Feeling ist ein atemberaubendes Duett voller Stimmgewalt. Den weiblichen Part übernimmt dabei Ariel Engle, bekannt als La Force. La Force brachte 2018 ihr selbstbetiteltes Debütalbum heraus. Height of the Feeling fokussiert sich auf die Intensität von Berührungen sowie die körperliche Anziehung zweier Individuen. Beide Künstler touren aktuell nur in Kanada.
Stars
Amy Millan, deren engelsgleiche Stimme uns immer wieder neu verzaubert, war einst aktiv bei Broken Social Scene. Nicht weniger erfolgreich ist ihre im Jahr 2000 gegründete Indie-Pop-Band Stars. Hier singt Millan häufig mit Bandkollege Torq Campbell im Wechsel. Ihr könnt jetzt bereits vier Singleauskopplungen des neunten Albums hören. Pretenders ist ein romantisch-träumerischer Liebessong und Patterns eine Ode an die Freundschaft, beide gesungen von Millan. In Build a Fire ergänzen sich die Stimmen von Amy Millan und Torq Campbell harmonisch. Der Song macht Lust auf ausgelassenes Tanzen und Mitsingen, wobei Snowy Owl eher nachdenklich ist. Am 27. Mai kommen wir endlich in den Genuss des kompletten Albums From Capelton Hill. Im Februar 2023 kommt die Band außerdem für zwei Konzerte nach Berlin und Hamburg.
Broken Social Scene
Das Indie-Kollektiv mit fünf Studioalben umfasst eine Vielzahl von Musikern. Eine bemerkenswerte instrumentelle Vielfalt ist das Markenzeichen von Broken Social Scene. Gründungsmitglied Kevin Drew ist häufig Leadsängerin, wobei auch Andrew Whiteman (auch Sänger von Apostle of Hustle) und Brendan Canning gelegentlich zum Mikro greifen. Drew hat mehrere Soloalben produziert und ist der Mitbegründer des Labels Arts and Crafts. Wie bereits erwähnt, wirkten bei Broken Social Scene schon verschiedene Sängerinnen mit. Die bekanntesten waren Lesley Feist, Emily Hains (Frontfrau von Metric) und Amy Milan (Frontfrau von Stars). Derzeit übernimmt Ariel Engle (La Force) den weiblichen Gesang.
Im Januar erfreute Broken Social Scene mit Old Dead Young, einer Sammlung aus B-Sides und Raritäten der Band. Unser absoluter Favorit auf Old Dead Young ist der Song This House Is On Fire. Der unnachahmliche Gesang von Kevin Drew geht unter die Haut und zusammen mit den fast schon himmlischen Klängen von Gitarren, Geigen, Glocken und Klavier fühlt man sich in magische Sphären versetzt. Wir hoffen, dass die Band bald wieder auf Europatour kommt, denn ein Konzert der Band ist ein unbeschreibliches Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.
Weitere Künstler aus Kanada
Wenn wir Broken Social Scene ansprechen, soll auch Feist nicht komplett ungeachtet bleiben. Die erfolgreiche Künstlerin tourt aktuell mit Multitudes in den USA und spielt ausschließlich unveröffentlichte Songs. Multitudes ist mehr als nur ein Konzert und wir durften letzten Sommer in Hamburg an dieser außergewöhnlichen Darbietung teilnehmen. Wann das dazugehörige Album erscheint, ist leider noch nicht bekannt. Wer Feist sagt, muss auch die Peaches und Chilly Gonzales sagen. In den frühen 2000ern teilten die drei Kanadier sich ihre vier Wände in Berlin und traten gemeinsam auf. Die Electroclash-Sängerin Peaches provoziert gerne mit ihrer Musik und ihren Auftritten. Chilly Gonzales Musik ist ein ganz eigenes Universum, einerseits ist er Jazzpianist, anderseits produziert er beispielsweise Tracks, bei denen er unverblümt rappt.
Neue Musik aus Kanada in unserer Playlist auf Spotify
Noch mehr neue Musik sowie ein paar ältere Songs, die wir euch nicht vorenthalten möchten, könnt ihr in unserer Musik aus Kanada Spotify-Playlist entdecken.