Die nordirischen Britpopper von Ash veröffentlichen morgen mit Ad Astra bereits ihr neuntes Album. Die zwölf Songs von Ad Astra nehmen den Hörer mit auf eine kosmische Klangreise voller Sehnsucht und Tiefgang. Ash gründete sich 1994. Seit 2006 existiert die ehemals vierköpfige Band allerdings nur noch als Trio, bestehend aus dem Sänger und Gitarristen Tim Wheeler, dem Bassisten Mark Hamilton sowie dem Schlagzeuger Rick McMurray. Im Interview konnte ich Gründungsmitglied Rick McMurray so manch spannende Information zu Ad Astra und zum Bandleben von Ash entlocken. Das Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.
Der Albumtitel Ad Astra sowie das Albumcover, aber auch das Musikvideo zur Single Give Me Back My World implizieren, dass sich eure neue CD mit dem Weltraum beschäftigt. Was waren die Beweggründe für diese Thematik?
Dieses Thema tauchte bereits früher in unserer Musik auf. Als bekanntestes Beispiel kann Girl From Mars genannt werden. Der Song wurde wahrscheinlich von einem Graffiti im Proberaum während unserer Anfänge inspiriert. Tims Schwester hatte die Wand mit Life On Mars besprüht, was er dann zu Girl On Mars änderte und kurz darauf den Song schrieb. Vermutlich hatte das bevorstehende 30-jährige Jubiläum des Songs Girl From Mars Einfluss darauf, dieses Thema wieder aufzugreifen. Es ist das erste Mal seit Langem, dass wir zu dieser Thematik zurückkehren, aber es geht eher darum, den Weltraum zu nutzen, um die menschliche Innenwelt zu erkunden. Der Songtext des Titelsongs Ad Astra ist ein Beispiel dafür. Vielleicht geht es in Give Me Back My World um die Welt, die wir in Ad Astra hinter uns lassen.
Wie lässt sich die Stimmung des neuen Albums in fünf Worten beschreiben?
Die Frage „Was geschieht mit unserer Welt?“ beschreibt sie treffend.
Was zeichnet das Album Ad Astra klanglich aus?
Klanglich ist Ad Astra wahrscheinlich etwas vielseitiger als unser letztes Album Race the Night aus dem Jahr 2023. Betrachtet man die Art und Weise, wie beide Alben geschrieben wurden, erkennt man einen roten Faden, der sie verbindet. Die letzte Platte war ein bewusster Versuch, ein gitarrenbasiertes Album zu kreieren. Der Nachfolger von Ad Astra, dessen Texte bereits größtenteils existieren, hat einen sehr prägnanten Charakter. Ad Astra ist die klangliche Brücke, die alle drei Alben in einer Trilogie zusammenhält. Tatsächlich waren wir während des Entstehungsprozesses der aktuellen Platte hinsichtlich unserer Zielvorstellung so unsicher wie schon lange nicht mehr, aber als wir auf den Titel stießen, schien er alles zusammenzufügen. Das Endergebnis ist viel kohärenter, als wir dachten.
Euer instrumentales Album-Intro Zarathustra ist von einem klassischen Werk inspiriert. Wie kamt ihr auf diese Idee?
Unser Songtitel nimmt musikalisch Bezug auf Richard Strauss‘ Stück und bildet eine Ouvertüre für das gesamte Album. Also sprach Zarathustra von Strauss ist dank Stanley Kubricks Film Odyssee im Weltraum kulturell untrennbar mit dem Weltraumzeitalter verbunden.
Ist euer neues Album auch spirituell geprägt?
Spiritualität beeinflusst unsere Musik auf jeden Fall. Ältere Ash-Songs wie beispielsweise Orpheus oder A Life Less Ordinary greifen zum Beispiel mythologische Inhalte auf.
Fun People erinnert mich an Psycho Killer von Talking Heads. Was hat euch dazu bewogen, diese für euch eher atypische Single zu produzieren?
Tim hat oft diese Momente, in denen das ausgeklügelte Riff zunächst ziemlich obskur wirkt, es ihm aber irgendwie gelingt, ausgehend von dem Riff etwas sehr Eingängiges und Einprägsames zu erschaffen. Bei Fun People war das definitiv der Fall.
In den Songs Fun People und Ad Astra kooperiert ihr mit Graham Coxon von Blur. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Wir sind uns im Laufe der Jahre ein paar Mal begegnet und Tim verbringt regelmäßig Zeit mit ihm, seit er wieder nach London gezogen ist. Für Fun People schien Grahams einzigartige Sensibilität ideal zu sein und die Kooperation mit ihm war ein Erfolg.
Was waren die größten Herausforderungen eurer Bandgeschichte?
Wir hatten ein paar Phasen, in denen es schwierig war und der Erfolg einiger Projekte nicht unseren Erwartungen entsprach. Dennoch haben wir nichts veröffentlicht, womit wir in kreativer Hinsicht nicht zufrieden waren. Ich denke, das hat uns durch diese herausfordernden Perioden gebracht.
Was hält Ash nach so vielen Jahren zusammen?
Wir alle lieben das Banddasein. Jedes Album ist ein neuer spannender Prozess und wir sind zu 100 Prozent dem verpflichtet, was wir tun.
Der Lebensstil welches Bandmitglieds hat sich im Laufe der Jahre am meisten verändert?
Wahrscheinlich meiner, da ich vor fünf Jahren das Trinken aufgegeben habe, nachdem ich 1995 aufgehört hatte, nüchtern zu sein.
Gab es jemals ein hartnäckiges Gerücht über die Band, das nicht stimmte?
Es gibt eines, das immer wieder auftaucht. Nämlich, dass der Song Girl From Mars über ein Mädchen aus Ards geschrieben wurde. Ards ist eine Gegend in Nordirland, die nicht weit von dem Ort entfernt ist, wo wir aufwuchsen. Es stimmt nicht, aber das Gerücht ärgert Tim viel mehr, als es sollte.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen euch als Privatpersonen und als Live-Performern?
Früher nahmen viele Leute an, wir müssten mit Drogen vollgepumpte Maniacs sein, weil unsere Musik vor allem live immer so frenetisch war, aber wir sind ziemlich entspannt, sobald wir von der Bühne kommen.
Wie unterscheiden sich eure jetzigen Tourneen von jenen in den 90ern?
Ich kann mich an sie erinnern.
Was ist deine Meinung zum aktuellen Oasis-Hype?
Ich wünsche ihnen viel Glück. Ich stehe aktuell allerdings auf woke linke lesbische Musik.
Wenn du ein Festival organisieren dürftest, welche Bands würden spielen?
Nirvana, ABBA und Black Sabbath wären meine bevorzugten Acts.
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Titelbild: Andy Willsher