Review // Herzberg Festival 2023

Manfred Mann's Earth Band
Manfred Mann's Earth Band am Herzberg Festival 23 - Foto: Markus Weber

We Love Herzberg war in diesem Jahr das Motto des hessischen Herzberg Festivals. Ich habe mich bereits letztes Jahr in das kinder- und hundefreundliche Hippiefestival verliebt und war trotz trüber Wetteraussichten am Sonntag vor Ort. Was ich alles erlebt und entdeckt habe, erfahrt ihr in meinem Review zum Herzberg Festival 2023.

Zunächst habe ich mich auf einen Festivalrundgang begeben, denn neben den Konzerten und Aufführungen auf den Hauptbühnen Main Stage, Mental Stage, Freak Stage, Höllenschuppen und Lesezelt gab es auch anderweitig wieder so einiges für die über 10.000 Besucher zu erleben.

Das gemütliche kleine Bücherzelt zum Entspannen, wo es auch Lesungen gab, erfreute sich großer Beliebtheit. Auf den Bühnen am Pizzastand, am Weinstand und am Bücherzelt fanden weitere kleine Konzerte und Jamsessions statt.

Im Foodsharing Pavillion, wo Festivalbesucher Leckeres aus geretteten Lebensmitteln kochen konnten, sowie im Umsonstladen und Repair Café wurde Nachhaltigkeit großgeschrieben. Im Repair Café gab sich auch Poetry Slammer Andy Strauß die Ehre und musste für Selfies herhalten, obwohl er in diesem Jahr nicht mal offizieller Teil des Programmes war.

Zudem gab es eine Vielzahl an Workshops; darunter Politik-, Schmuck-, Meditations-, Lauschreise-, Ölmassage-, Traum-, Ukulele- und Körperübungsworkshops. Natürlich war auch eine Vielzahl an Verkostungs-, Kleidungs-, Schmuck- und Plattenständen vertreten. Im Kinderland waren das Stelzenlaufen, die riesigen Tuchschaukeln und Klangspiele sehr gefragt.

Festivallooktechnisch waren aufgrund des Wetters und schlammigen Geländes neben Hippieoutfits und den dazugehörigen Accessoires vor allem Gummistiefel der Renner. Passend zum Festivalleitmotiv waren auch Herzen in allen Variationen anzutreffen. Im Gedächtnis bleiben werden mir auf jeden Fall auch die Bunnies mit ihrem Süßigkeiten-Wagen, die den Festivalbesuchern mit ihren kostenlosen Leckereien ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.

Auf die Konzerte der Hauptbühnen konnte ich mich erst nach dem großen Regenschauer ab circa 14 Uhr so richtig einlassen.

Götz Widmann

Mit gewitzten Zwischenansagen, einer Liebeshymne an sich selbst und Songs, die beispielsweise das Wunder unserer Existenz, Politik oder Hasch thematisieren, hielt der Liedmacher Götz Widmann die Stimmung im Publikum der Mainstage konstant hoch. Wer neugierig geworden ist, sollte sich Widmann im Herbst auf Tour mit seiner vor 30 Jahren gegründeten Band Joint Adventure anschauen. Es erwartet euch laut Künstler ein dreistündiges Programm, bei dem alle Songs älter als 23 Jahre sind.

Yenga & Friends

Zu meiner Freude wurde der ausgefallene Auftritt von Kaozzz Konzzzeptchen am Höllenschuppen vertreten von Yenga & Friends. Die deutsch-niederländische Artrock Band Yenga um Sängerin Stella Polaris hatte mich bereits im letzten Jahr überzeugt. Die diesjährige siebenköpfige Kombo lieferte eine abgedrehte Jamsession mit weiblicher und männlicher Gesangsstimme, bei der unter anderem auch eine Besteckaufbewahrungswanne als Instrument diente oder ein Wespenschwarm verklanglicht wurde.

Fanfare Ciocărlia

Am wildesten bewegt wurde sich allerdings zur 10-köpfigen Balkan-Band Fanfare Ciocărlia aus Rumänien, die am Nachmittag mit Trommel- und Blasinstrumenten für eine überschwängliche Stimmung sorgte. Ein Teil der gespielten Stücke war rein instrumental, bei anderen kam ein Sänger auf die Bühne dazu. Im Publikum entstand während des Auftritts sogar eine Polonaise. Ein weiteres Highlight der Show dürfte ihr rockige Born To Be Wild-Cover gewesen sein.

Manfred Mann’s Earth Band

Mein musikalischer Höhepunkt war das Konzert von Manfred Mann’s Earth Band, die auf mehr als 50 Jahre Bandgeschichte zurückblicken kann. Mit einer eineinhalbstündigen Show voller Hits haben die begnadeten Musiker Manfred Mann (Keyboard), Robert Hart (Leadgesang), Mick Rogers (Gesang und Gitarre), Steve Kinch (Bass), John Lingwood (Schlagzeug) und James Stewart (Keytar) das Publikum auf der Main Stage gerockt. Captain Bobby Stout, Don’t Kill It Carol, Martha’s Madman, Father of Day, Father of Night (Rogers übernahm die Lead Vocals), For You, Blinded By The Light und Davy’s On the Road Again durften nicht fehlen. Zum krönenden Abschluss wurden als Zugabe Do Wah Diddy Diddy (mit Rogers am Mikro) und Mighty Quinn (mit Duettpart von Hart und Rogers) gespielt.

Die meisten Songs wurden als Extended Version gespickt mit instrumentellen Soloeinlagen (Keyboard, Gitarre oder Schlagzeug) performt. Während Mann bei Don’t Kill It Carol und Blinded By The Light zwischendurch selber das Mikro ergriff, sang das begeisterte Publikum den Refrain bei den Hits For You und Mighty Quinn in Teilen. Abschließend bleibt zu sagen, dass es die Show Jung und Alt mitriss, was zu einem nicht geringen Teil auch Robert Harts Entertainer-Qualitäten geschuldet war.

Mensch Roboter

Während viele das komplette Konzert der US-Rockröhre Beth Hart auf der Main Stage bestaunten, ist bei mir der Funke trotz Stimmgewalt nicht komplett übergesprungen. Ich habe mich also spontan auf den Soloartist Menschroboter eingelassen, der auf der Spacerock-Bühne des Höllenschuppens sehr authentisch Kraftwerk-Songs wie zum Beispiel Das Model und Autobahn coverte und dessen Bühnenassistenz neben zwei sich bewegenden Puppen ein Roboter übernahm.

Henge

Einen ausgelassenen Abschiedstanz auf der Freak Stage hat mir die vierköpfige Band Henge aus Manchester um Sänger Matthew Whitaker mit einem Sound, der nicht von dieser Welt ist, beschert. Spacig-psychedelische Klangteppiche treffen hier auf Rockelemente oder elektronische Beats. Passend zur Musik waren auch die Outfits der Band gestaltet, Schlagzeuger und Bassist waren als Aliens verkleidet und ihr bärtiger Frontmann trug als Kopfschmuck eine riesige Glaskugel, die leuchten konnte und an den God Of Hellfire Arthur Brown erinnerte.

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Titelbild: Markus Weber

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