Review // Tempelhof Sounds 2022

Review // Tempelhof Sounds 2022
Tempelhof Sounds - Foto: Kathi Sterl

Die Premiere hätte nicht gelungener sein können – so viel sei vorab gesagt. In unserer Review zum Tempelhof Sounds 2022 berichten wir euch von unseren Eindrücken, die wir beim hervorragend besetzten Line-Up sammeln konnten. Trotz einiger kurzfristiger Neubesetzungen konnte das Festival mit einer beeindruckenden Frauenquote aufwarten, die einige Festivals heutzutage noch immer schmerzlich vermissen lassen.

Neben einem gelungenen Line-Up hat uns auch die reibungslose Organisation der Abläufe beeindruckt. Kaum Schlangen beim Einlass, zügige Getränkeausgaben und nur punktuell ein paar längere Schlangen bei den sehr beliebten Foodtrucks die neben dem Standardprogramm ebenso mit kleineren kulinarischen Hochgenüssen aufwarten konnten. Auch wenn die Preisspirale sich spürbar nach oben gedreht hat, so ist man beim Tempelhof Sounds nicht über den Tisch gezogen worden. Positiv zu erwähnen sei hier auch noch einmal das nachhaltige Konzept, zu dem sich das Festival verpflichtet hat. Spürbar wurde dieses vor allem bei den nachhaltig gestalteten und in ausreichender Zahl vorhandenen Toiletten.

Unsere Review zum Tempelhof Sounds 2022

Der Freitag wurde von Frauenpower dominiert – Unser Highlight: L’Imperatrice

Viele Festivalgäste sind am Freitag vermutlich vor allem wegen Florence + The Machine angereist. Spielte sie doch ihr einziges Deutschlandkonzert beim Festival. Zwar konnte Florence Welch unserer Meinung nach nicht ihr volles Pozential abrufen, dennoch gelang es ihr eine gute Show abzuliefern und unentwegt die große Bühne der Supersonic Stage auf und ab zu sprinten. Vermutlich hat sie damit das angeblich gemessene Erdbeben in Berlin verursacht.

Mit die schwierigste Entscheidung des Tages war für uns die Wahl zwischen My Ugly Clementine und Power Plush. Letztendlich haben wir uns für Erstere entschieden. Die Österreicherinnen haben uns mit einem eindrucksvollen Set belohnt. Nachdem Sleaford Mods auf der riesigen Supersonic Stage sichtlich bemüht waren, mit ihrem doch sehr reduzierten Setup nicht vollkommen unterzugehen, wartete dann das persönliche Tageshighlight auf uns.

Die Pariser Elektro-Pop Band L’Impératrice haben uns schon zuvor viele Streaming Stunden guter Musik beschert. Live ist das französische Ensemble noch eindrucksvoller. Ihr Sound funkiger und die Choreo lud zum Tanzen ein. So verwunderte es auch nicht, dass vor der kleinen Vibration Stage sich nach kurzer Zeit viele tanzende und strahlende Zuhörer*innen versammelt hatten.

Einen etwas enttäuschenden Auftritt lieferten unseres Erachtens nach Parcels ab. Das mag zuallererst an dem oft schwächelnden Sound auf der Echo Stage gelegen haben. Trotzdem wirkte der Auftritt eher belanglos im doch recht starken Line-Up an diesem Tag. Positiv erwähnen wollen wir auch die kurzfristig für Mac DeMarco eingesprungenen Mighty Oaks, die ihr Heimspiel sichtlich genossen und ein gewohnt einfühlsames Set spielten.

Geballte Energie am Samstag – Unser Highlight: Wolf Alice

Der vermutlich stärkste Festivaltag war Samstag. Die Energie die von einigen Bands ausging, war einem Rock Festival absolut würdig und hat definitiv ein Ausrufezeichen in Richtung Rock am Ring und Co gesetzt. Bereits der Auftritt von Black Honey zur Mittagszeit hatte es in sich. Von da an wurde das Level der Auftritte nur stetig nach oben gesetzt. Unser Highlight des Tages bereiteten uns Wolf Alice. Frontfrau Ellie Roswell lieferte gemeinsam mit ihren Bandkollegen eine fulminante und zugleich facettenreiche Show, welche vor allem durch die enorme stimmliche Bandbreite Roswell’s getragen wurde und sich mit einer Florence Welch messen kann.

Wie bereits erwähnt, ging es von dort aus explosiv weiter. Wäre die Zuschauermenge durch die eigens am Samstag eingerichtete Mittelbühne nicht ohnehin voneinander getrennt gewesen, so hätten Idles mit ihrem brachialen Post-Punk die Masse in zwei Hälften gespalten. Sänger Joe Talbot und seine Band boten 60 Minuten rohe Energie, um exzessiv im Mosh-Pit zu eskalieren.

Zum späten Nachmittag haben dann Alt-J gezeigt, wie man auch mit geringem körperlichen Einsatz eine großartige Show bieten kann. Unterstützt von groß angelegten Visuals haben sie ihr gesamtes Portfolio großartiger Songs zum besten gebracht. Die ein oder andere Freudenträne hat das bei ihren Fans heraus gekitzelt.

Was Rock’n Roll in Perfektion bedeutet, das erklärten beziehungsweise zeigten uns Muse in formvollendeter Manier. Selten haben wir eine so brilliant performtes Konzert sehen dürfen. Ein musikalischer Spannungsbogen, welcher von Anfang bis Ende an Dramaturgie und Pathos nicht sparte. Das Konzert könnt ihr euch noch in der Arte Mediathek anschauen.

Ein gelungener Abschluss am Sonntag – Unser Highlight: Royal Blood

Sicherlich war der Samstag nicht mehr zu toppen, was die Dichte an herausragenden Bands anbetraf. Dennoch warteten noch ein paar Highlights auf uns. Die britischen Newcomer Fontaines D.C. stellten unter Beweis, dass der Hype um sie durchaus gerechtfertigt ist. In ihrer Präsenz erinnerten sie ein wenig an Joy Division Auftritte. So waren es nicht nur Songs wie Jackie Down The Line mit denen sie zu begeistern verstanden. Aber schaut selbst und überzeugt euch von ihren Qualitäten in der Arte Mediathek. Unser unbestrittenes Highlight waren Royal Blood. Die Blues-Rocker aus Brighton sind spätestens seit ihrem selbstbetitelten Debütalbum in 2014 ganz oben auf unserer Liste. Sie können ihre Energie nicht nur auf Platte, sondern vor allem auch Live entfachen. Ein krachendes Riff jagt das nächste, ohne redundant zu wirken. Alles in allem waren es wieder 60 Minuten Ekstase, für die wir jetzt noch dankbar sind.

Nach so viel Adrenalin mussten wir erstmal runterkommen. Dies gelang uns hervorragend bei Ana Calvi und ihren wundervollen Songs wie Don’t Beat The Girls out of My Boy oder Strange Weather. Erwähnenswert ist auf jeden Fall der fast schon erwartet solide Auftritt von Courtney Barnett. Die australische Singer-Songwriterin hat in deutschen Gefilden fast ein Heimspiel und ist immer ein gern gesehener Gast auf deutschen Bühnen.

Zu guter Letzt wurde mit großer Vorfreude der letzte Headliner von uns erwartet. Die Strokes waren angesetzt, dem Festival Wochenende die Krone aufzusetzen und noch einmal einen großen Abriss zu feiern. Aus unserer Sicht haben die Strokes jedoch nur eines getan und zwar waren sie ein warnendes Beispiel für jüngere Bands. Sichtlich müde und vielleicht auch von der ein oder anderen Substanz beeinflusst spielten die fünf US Boys ein eher mattes Set. Nicht so Recht wollten sie an den Esprit der Nullerjahre anknüpfen. 15 Minuten vor Ende begann die Band bereits mit „Zugaben“ und verließ letztendlich zum großen Unverständnis der Fans, 7 Minuten vor Schluss die Bühne, ohne ihren größten Hit Last Nite zu spielen.

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Wir hoffen unsere Review vom Tempelhof Sounds 2022 hat euch ein wenig Lust auf die bereits angekündigte Neuauflage im nächsten Jahr gemacht. Auch wenn der Abschluss nicht so gelungen war wie gedacht, so werden wir im nächsten Jahr auf jeden Fall am Start sein. Hat euch der Beitrag gefallen und ihr habt bis zum Ende gelesen? Dann gebt uns doch bei Instagram ein Like und kommentiert mit einem Flugzeug Emoji.

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Titelbild: Kathi Sterl

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