Einen passenden Namen für sein Album zu finden ist nicht immer leicht. Mit Kopfkarussell haben Soeckers unserer Meinung nach den Nagel auf den Kopf getroffen. Ihr Debütalbum heißt so, wie es klingt, welche Emotionen es transportiert und wie man sich nach dem Hören fühlt. Ein bisschen geil, ein bisschen durchgerüttelt, dazu dreht es sich ab und an ordentlich und man weiß nicht mehr so genau wo einem der Kopf steht. Ihr Debüt macht richtig Laune und nimmt einen mit auf eine Achterbahnfahrt der Emotionen.
13 Songs voller Leidenschaft – Kopfkarussell von Soeckers
In unserem Kopfkarussell Durchgehört Spezial geben euch Soeckers einen intimen Einblick in ihr erstes Album. Intensiver, als ihr ihn bislang bekommen konntet. Nachdem sie schon im Interview beim 5 Fragen an Rede und Antwort gestanden haben, stellen Sie nun Song für Song vor und geben euch einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Lieder oder verraten hier und da ein interessantes Detail. Euch gefällt das Konzept? Dann schaut auch in unseren anderen Durchgehört Beiträgen nach und entdeckt weitere schöne Alben und EP’s.
Entdeckt im folgenden die verschiedenen facettenreichen Songs von Kopfkarussell und lasst euch von Soeckers hinter die Kulissen ihres Debütalbums führen.
Schlaf bei mir
Schlaf bei mir ist eine Hymne an die Nacht. Eine Mischung aus lauthals gegrölten Refrains und druckvollem Schlagzeugsound bringt Nachtschwärmer zum Tanzen, die sich unbeschwert durch die Dämmerung hinein in die Clubs treiben lassen. Mit dem pfeifendem Mundharmonika-Solo transportiert „Schlaf bei mir“ eine Leichtigkeit und Verspieltheit, die man so nur in späten Abendstunden spüren kann. Am besten bei einem Kaltgetränk.
Sag Was Du Wirklich Willst
In Sag was du wirklich willst geht um innere Zerrissenheit und Träumerei darüber, was man will. Was glücklich macht. Um Ratlosigkeit in wichtigen Lebensfragen und irrelevanten Alltagsentscheidungen. Was will ich? Das, was jemand anderes hat? Was soll ich essen? Der Bauch wird mit Leere vollgepumpt, bis man merkt, dass die Fragen egal sind, wenn man die eine Erfüllung findet.
Klingt etwas kitschig – ist es auch. Jedoch muss diese Erfüllung nicht in der Liebe zu einer Person liegen, sondern es ist deutlich vielschichtiger gemeint, als „Ich will nur dich“ zunächst vermuten lässt. Diese Personifizierung soll vielmehr dieses eine „Ding“ sein, das jede/r hat, das dich morgens aufstehen lässt und dir die Lebenslust und den Antrieb verpasst. Natürlich kann das der oder die perfekte Partner*in sein, aber eben genauso gut ein Hobby, der Job, die Familie, eine Überzeugung oder die Musik.
Buch Über Gar Nichts
Wenn man in der Kleinstadt groß wird, kann man der Frage, ob man dort bei Freunden und Familie bleibt oder lieber weit weg und das Leben zu einem Abenteuer machen will, nicht ausweichen. Schließlich kann der Alltag in der Kleinstadt gerade in den Zwanzigern schnell monoton werden und am Ende stellt man fest, dass man dort mit einem “Buch über gar nichts” liegt und gar nicht so viel von der “weiten Welt” zu erzählen hat, weil man nie wirklich über den Tellerrand geschaut hat. Aber muss das zwangsläufig etwas Schlechtes sein? Wenn man genau dort sein Glück findet, ist vielleicht doch alles in Ordnung. Eine eindeutige Antwort auf “bleiben oder fortgehen?” gibt es nicht.
Halt Mich
Im Mantel einer Ballade schimmert ein treibender Song durch, dessen Druck sich zuspitzt und im letzten Refrain entlädt.
Wenn ich dir irgendetwas sagen will.
Sind tausend Worte leider wieder viel zu viel
Ein Lied, das gehört werden muss und nicht zu sehr erklärt werden sollte. Fun Fact: Unser lieber Tonmeister Lukas Turnovsky spielt das Fagott in Halt mich.
Flaschengrund
Kurz vor der Albumaufnahme, als eigentlich feststand, welche Songs auf der ersten Platte sein sollen, haben wir im April 2018 noch einen Abstecher zu unserem Produzenten Paul Gallister in Wien gemacht, um unter anderem das Tour-Abschlusskonzert der Band Wanda in der Wiener Stadthalle zu besuchen. Spontan haben wir uns einer Probe entschieden, in der Nils den Song Flaschengrund vorgestellt hat. Nach einer halben Stunde stand fest: „Dieser Song kommt auf jeden Fall aufs Album“. So wurde es das jüngste Lied der Platte und ist unter anderem durch Nils markante Stimme sowie den zweistimmigen Refrain gekennzeichnet.
Frühlingsdepression
Es ist wieder Frühling. Die Blumen blühen, der Himmel ist blau und die Leute wollen raus in die Sonne. Alles was dreckig ist, wird aufpoliert – Frühjahrsputz. Gerade im Zeitalter von Instagram und Co. stellt man fest, dass der häufige Blick nach links und rechts zu dem Gedanken führt: Bei allen anderen läuft’s. Nur bei einem selbst nicht. Diesem Gefühl geben Soeckers mit Frühlingsdepression einen Namen. Die Band zeigt sich erneut von einer energiereichen, gleichzeitig melodischen Seite. Die melancholisch verzweifelte Stimmung des Textes steht im Kontrast zur frühlings-fröhlichen Musik. Sie wirken wie Gegenspieler. Dieses Duell mündet in einem Schrei, der von einem eingängigen Outro-Gitarrensolo aufgefangen wird, das über säuselnden Geigen aufblüht.
Miss Morphin
Miss Morphin ist der einzige Song auf dem Album, der durchgehend von zwei Stimmen (Nils & Johannes) gesungen wird. Bereits seit 2016 ist er fester Bestandteil von jedem Liveset und bringt jede noch so steife Hüfte zum Kreisen. Im Studio haben Nils und Johannes das Lied gleichzeitig in ein Mikro gesungen, ihre jeweiligen Harps hineingespielt und so die Live-Romantik aufs Album gebracht.
Was Kann Ich Dafür
Wir kennen alle diese eine Freundschaft, die früher besonders wichtig war. Alles wurde miteinander geteilt, aber die Zeit hat diese Freundschaft verblassen lassen, ohne dass man es so recht mitbekommen hat. Irgendwann fällt dir auf, dass etwas fehlt. Lag es daran, dass man sich verändert hat? Haben wir nun neue Träume oder andere Freunde, die uns besser kennen? Der Song ist eine innere Anklage, in der man die Schuld von sich abtropfen lässt, weil man keine Antwort auf seine Fragen findet: „Ich glaub nicht, wie du dich all die Jahre immerzu nur von mir entfernst“. Denn: Es lag ja nicht an mir. Du hast dich verändert! Oder?
Bahnhofsgrau
Soeckers besingen in Bahnhofsgrau das Ende einer Liebe, die vielleicht nie ein richtiges Ende gefunden hat. Eine Beziehung, die zerbrochen, aber irgendwie doch nicht ganz vorbei ist. Es geht um den Zwiespalt zwischen Herzschmerz und Befreiung, zwischen dem Festhalten und dem Verblassen von schönen Erinnerungen. Das Ganze verpackt in einen positiven, tanzbaren Song mit traurigschönen Worten.
Die Melancholie des Textes steht im Kontrast zur positiven Energie des Songs, die gleich zu Beginn über das eingängige Gitarrenlick transportiert wird.
Kopfkarussell
Wenn die Gedanken kreisen und kreisen, einem beinahe schwindelig wird und man das Gefühl bekommt, aus ihnen nicht mehr herauszukommen, dann sitzt man fest – im Kopfkarussell. Der schnellste Weg hinaus ist ein tiefer Zug aus der geteilten Flasche Schnaps, gleichzeitig ist er das Ticket für die nächste Runde. Soeckers spielen mit dem Song auf die Nachdenklichkeit in den 20ern an: die Fragen nach sich selbst und der Person, die man sein will und gleichzeitig das Hinterfragen von traditionellen Lebenswegen älterer Generationen. Entscheidet man sich tatsächlich für das, was man wirklich will? Oder für das, was andere vorgeben, in das andere einen hineindrängen? Bevor man ein zu großes Fass aufmacht, trinkt man ein oder zwei Schlücke und lacht seinen Leuten ins Gesicht …aber der Moment, für den das Kopfkarussell anhält, ist genauso kurz wie der Shot.
Die Gute Alte Zeit
Jeder kennt dieses Gefühl. Nach dem Schulabschluss verändert sich das Leben: wir ziehen Zuhause aus, man geht studieren oder arbeiten. Plötzlich verteilen sich die Freunde in ganz Deutschland oder sogar rund um den Globus. Die alte Clique, mit der man zuvor noch alles geteilt hat, zerbröckelt.
Ich will zurück, zurück in die alte Zeit.
Zeit vergeht, aber ich will, dass ihr bleibt
Die erste Party und der erste Absturz. Der erste Kuss und die erste Beziehung. In Gute alte Zeit wecken Soeckers genau diese Erinnerungen und wünschen sich die Leichtigkeit zurück.
Jüdefelder 8
Das Lied ist eine Ode an das Nachtleben in Münster. Jeden Mittwoch zieht es Studenten und junge Leute in die Jüdefelder Straße. Die Nachtschwärmer stolpern von der Davidwach zur Dille, ein Longdrink im Peacock und dann ein Mexikaner in der Gorilla Bar. Die Gorilla Bar ist unsere Stammkneipe und wir sind zum Glück fester Bestandteil der Kneipenplaylist. Jedes Jahr spielen wir dort eines unserer liebsten Konzerte – viele unvergessliche Momente im Bandtagebuch inklusive. Dieses bunte Treiben hatte einen Song auf unserem Debütalbum mehr als verdient.
Sonne, Mond & Bett (2020)
Sonne, Mond & Bett war der erste Song, der den Sound repräsentierte, der unser Debütalbum Kopfkarussell prägt. Damit ist er auch der älteste Song auf dem Album, der auf mehr als hundert Bühnen gespielt wurde. Weil unser Ziel war, das Album so live wie möglich klingen zu lassen und dieses seit langer Zeit Lied so prägend für unsere Konzerte ist, war für uns klar, dass Sonne, Mond & Bett neu aufgenommen wird und als Bonustrack mit auf die erste Platte muss.