Durchgehört // The Great Faults – Soultwist

Durchgehört // The Great Faults – Soultwist
Great Faults - Foto: Irina Land

Johannes Woodrow Wagner und Martin Arlo Kroll riefen bereits 2011 ihr Musikprojekt The Great Faults ins Leben. Die neue Platte ist ein wahrer Geheimtipp für Indie-Liebhaber, die etwa auf Kings Of Leon, The Black Keys oder auch Pulp schwören. Der handgemachte Sound des Indie-Duos ist neben dem Grunge vor allem vom Blues sowie der Soul- und Rockmusik beeinflusst. Zusätzlich zu Gitarre und Schlagzeug kommen auf The Great Faults Album Soultwist E-Piano und Mundharmonika zum Einsatz und auch live stehen sie so mancher vierköpfigen Band in nichts nach. Man spürt, dass die Musik ihr emotionales Ventil ist. Auch wenn die offizielle Veröffentlichung des vierten Albums erst für Oktober geplant ist, da sich vor allem die Vinylpressung zieht, hat sich die Band aus Mühlheim an der Ruhr entschieden, das komplette Album bei Youtube schon jetzt bereitzustellen. Sänger Martin hat für uns exklusiv Hintergrundinfos zur Entstehung der 12 Tracks des größtenteils in Eigenregie entstandenen Albums Soultwist gelüftet. Seid gespannt!

Crack in the mirror

Wir sind große Vertreter davon, dass Kunst für sich selbst sprechen soll. Doch auch manche unserer Textzeilen bringen das Thema des jeweiligen Songs ziemlich gut auf den Punkt. Bei unserem Opener ist es „High expectation has a long way down“. Aber was uns eher interessiert ist, wenn Künstler etwas über die Entstehung ihrer Werke verraten. Ursprünglich war „Crack in the mirror“ nur mit Schlagzeug, Gesang und Mundharmonika gedacht. Wir hatten ihn auch live schon so gespielt. Wie es dazu kam, dass Johannes dann doch am E-Piano saß, wissen wir nicht mehr. Aber schön, dass es, ohne drüber nachzudenken letztendlich so passiert ist. Das E-Piano passt auch einfach wunderbar zu dem erzählerischen Blues-Stil des Songs.

Bird on a wire

Das ganze Album ist von uns während Lockdowns aufgenommen worden. Das erklärt wohl auch den Refrain „I can wait like a bird on a wire“.

Lift it up

Es gab eine Ursprüngliche Version dieses Songs, bei der ich am Schlagzeug saß und Johannes am Piano. Da wir ihn uns aber rockiger vorgestellt hatten, wechselten wir wieder zu Gitarre und Schlagzeug. Doch auch in dieser Instrumentierung gab es eine erste Version, die sich klanglich deutlich abwich. Der komplette Zwischenpart wurde nach und nach über mehrere Treffen erarbeitet.

Out of its own

Dieser Song ist der letzte, der bei unseren Albumaufnahmen entstand. Er ist auch der schnellste. Wir spielten nur sehr vereinzelt Konzerte zwischen 2020 und 2022. Vor Publikum nur drei. Dieser Song wäre ohne die Konzerte gar nicht entstanden. Wir merkten auf der Bühne, dass wir noch einen weiteren schnellen Song in unserem Set benötigten, um eine stimmige Dramaturgie zu erzeugen.

Without

„Without a comfortzone“ – einfach mal seine Komfortzone verlassen. Textlich gibt der Song einen Gedankenanstoß. Musikalisch bewegen wir uns hier tatsächlich eher in der gemütlichen Komfortzone. Sowohl vom entspannten Tempo als auch vom klassischen Rockriff her. Gegensätze ziehen sich halt an.

Hell of a rain

Der Song behandelt das Thema Reizüberflutung. Der hallende, sphärische Sound untermalt dies. „Hell of a rain“ ist, was genau diesen Sound angeht, sehr vom Wave beeinflusst. Witzigerweise hatten wir dabei nur den Gedanken an das Genre in unseren Köpfen. Intensiv gehört haben wir es zu diesem Zeitpunkt nicht.

Interlude

Wir wollten ein deutliches Zeichen setzen, dass wir uns bewusst über den Aufbau des Albums Gedanken gemacht haben. Einen rein instrumentellen Song hatten wir bisher noch nie gemacht. Schon allein dies war ein Grund für uns, an solch einem Song zu arbeiten. Der zweite Gedanke war, ein Intermezzo stattfinden zu lassen, damit das Album einen „Mittelpunkt“ bekommt. Stilistisch wurden wir besonders durch Nirvanas Debüt „Bleach“ inspiriert, einer unserer All-Time-Favourites.

Switched off

„Let´s pack the trash on boat and ride by train“. Wieder mal wird hier auf die Widersprüchlichkeit hingewiesen. Sie ist ein immer wiederkehrendes Thema bei uns. Manchmal ist man halt „switched off“. Kurze Zeit überlegten wir diesen Song als Opener des Albums zu nehmen, aber er war uns letzten Endes doch zu bluesrockig. Wir haben uns dann für einen ruhigeren Einstieg entschieden.

Meant it

Der Song ist sehr von der Beat-Era beeinflusst. Bisher befand sich auf jeder unserer Veröffentlichungen ein Song, über den man das sagen könnte. Er ist ein klares Tribut an die frühen Beatles, welche, neben Neil Young und Nirvana, immer ein Haupteinfluss unserer Musik waren.

Three wishes

Dieser Song ist tatsächlich ein alter Song, den wir schon zur Zeit unseres zweiten Albums live gespielt haben. Lange Zeit wirkte er auf uns zu düster und wir fanden, dass er stilistisch nicht zu unseren anderen Songs passt. Doch dann kam uns eine neue Idee für die zweite Strophe, die dem Song nochmal eine neue Wendung gab, sodass diesmal klar war, dass er aufgenommen werden muss.

Soultwisting

Wir haben das Album nach diesem Song benannt, weil der Begriff „Soultwisting“ ideal beschreibt, was wir so machen. Es steckt Soul in der Musik und sie hat Energie, die zum twisten anregt. Gleichzeitig ist der Begriff schön doppeldeutig. Frei interpretiert sowas wie „Seelenverdrehung“. Er soll in etwa assoziieren, dass sich in einem etwas dreht und wendet, das unbedingt raus möchte. Dass der Begriff auch in dem alten Soulklassiker „Having a Party“ von Sam Cooke vorkommt, passt ebenfalls sehr schön.

Clockwise

Dies ist wohl der ruhigste und langsamste Song, den wir je gespielt haben. Ideal um ein Album ausklingen zu lassen. Der Text ist sehr poetisch geworden und darf ruhig mal genauer betrachtet werden. Er könnte sogar als Gedicht gedruckt werden, wie wir finden.

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Titelbild: Irina Land

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