Interview // Two Year Vacation – Expedition Nowhere

Interview // Two Year Vacation – Expedition Nowhere
Two Year Vacation - Foto: Hugo Danred

Die schwedische Surfpop-Band Two Year Vacation besteht aus Jacob Ahlstrand (Sänger), György Barocsai (Bassist), Alexander Göransson (Schlagerzeuger), Max Hessmann (Keyboarder) und Johan Magnusson (Gitarrist). Ihre Mitglieder sind zwischen 25 und 31 Jahre alt. Im April 2023 werden die Musiker aus Göteborg ihr drittes Album Expedition Nowhere veröffentlichen. Die Band hat sich mit ihrem tanzbaren Gute-Laune-Indiepop bereits in die Herzen der Europäer gespielt und auch auf dem amerikanischen Kontinent standen sie schon auf der Bühne. Auf ihrer Deutschlandtour haben wir das Quintett vor einem ihrer grandiosen Liveauftritte zu einem amüsanten Interview getroffen.

Wann hat sich Two Year Vacation formiert?

Max: 2014 haben György und ich die Band gegründet mit anderen Mitgliedern, die alle nach und nach wieder ausstiegen. Seit der Pandemie im Jahr 2020 besteht die aktuelle Band aus uns fünf und das wird sehr wahrscheinlich auch die finale Bandsetzung bleiben.

Steckt hinter eurem Bandnamen eine tiefgründige Bedeutung?

Max: Wir haben ihn von Jules Vernes Roman Two Year Vacation gestohlen. Wir fanden, dass der Titel zu unserer Musik passt. Das Buch lasen wir erst später. Es ähnelt Lord of the Flies. Schulkinder bringen einander im Buch um, aber das haben wir zu spät bemerkt, da hatte sich der Name schon etabliert. Der tiefere Sinn hinter unserem Bandnamen ist, dass die schwedische Musikszene eher für ihren harten und dunkleren Sound bekannt ist und wir uns davon abheben wollen. Wenn du in Schweden traurige Musik machst, bist du nicht alternativ, denn fast jeder macht diese Art von Musik. Wir wollten anders sein. Unser Ziel ist es, Menschen glücklich zu machen mit unserer Musik.

Jacob: Wenn man traurig ist, findet man schnell Inspiration für Songs. Es ist hingegen anspruchsvoller, etwas Fröhliches zu schreiben.

Max: Als ich jünger war, erzählten mir meine Musiklehrer, dass alle Songs in Moll gespielt werden sollen. Für uns ist es nun interessanter, in Dur zu spielen.

Wo macht ihr am liebsten Urlaub?

Max: Ich war noch nicht in Paris (scherzhaft). Nein, ich beziehe mich nur auf unseren Song Never Been To Paris. Ich bin schon öfter dort gewesen, gespielt haben wir aber tatsächlich noch nicht in Paris.

Band: Unsere Zeit in Rio war großartig.

Jacob: Ich mag All Inclusive Hotels mit Büffet, Sonne und Pool. Mir ist egal wo. Eine Woche nichts tun ist perfekt.

Band: Deutschland ist auch schön. Das Land ist so vielseitig.

Welche Stadt auf eurer Deutschlandtour hat euch am besten gefallen?

Band: Ulm ist wunderschön. In Hamburg fühlen wir uns sehr wohl, weil wir viele Leute kennen, Freunde haben und unser Label Clouds Hill dort ist. Die Burg von Nürnberg hat uns zudem gut gefallen und wir haben in dieser Stadt zudem ein leckeres tschechisches Restaurant entdeckt.

Was sind die markanten Unterschiede zwischen dem neuen Album und seinen zwei Vorgängern?

Max: Expedition Nowhere ist das erste Album, auf dem Jacob singt. Zuvor war er bereits Sänger auf zwei EPs. Alexander kam erst kurz nach Jacob dazu. Bei jedem Neuzugang in einer Band ändert sich der Sound, weil jeder seine Persönlichkeit mit einbringt. Das neue Album hat mehr Beat und ist etwas punkiger.

Welches sind eure Lieblingssongs auf Expedition Nowhere?

Band: Der beste Song dürfte Federal Express sein. Umami, Highlight Of My Night und ARMA-GET-IT-ON sind unsere weiteren Favoriten.

Was hat euch beim Songwriting inspiriert?

Jacob: Songs schreiben wir alle gemeinsam. Wir haben den Albumprozess diesmal dadurch in die Gänge gebracht, dass wir im Sommer 2021 in die schwedische Wildnis zu den legendären „Silence Studios“, aufbrachen. Die Studios wurden in den 70er von Hippies gegründet. Wir verbrachen dort eine Woche, haben gekocht, gingen im See schwimmen. Handyempfang und Internet hatten wir auch nicht. Es gab Hochbetten. Wir haben zu viert übereinander geschlafen. Mit Würstchen haben wir versucht, Bären anzulocken. An diesem besonderen Ort waren wir vom Rest der Welt abgeschottet und all das hat dem neuen Album seine eigene Note gegeben. Es war ein magischer Ort und eine magische Zeit.

Eine Singleauskopplung vom neuen Album trägt den Titel Dopamine. Was ist euer persönliches Dopamine?

Band: Live zu performen ist wie eine Droge.

Jacob: Ich mag das Verliebtsein.

Max: Ich hoffe, die anderen vier stimmen mir zu, wenn ich sage, dass es uns viel bedeutet, Menschen zu treffen, die sich etwas anders verhalten oder unerwartete Antworten geben oder Fragen stellen. Wir suchen aktiv nach so etwas.

Jacob: Coco, ich mochte deine Frage zu unserem Lieblingsurlaubsort. Die Frage hat vorher noch keiner gestellt.

Wie kann ich mir die Musikszene in Göteborg vorstellen?

Johan: Als wir aufwuchsen, florierte die Bandkultur in Göteborg mehr als jetzt. Heute gibt es mehr Soloacts.

Max: Bekannte Bands aus Göteborg, der zweitgrößten Stadt Schwedens, sind zum Beispiel The Knife, In Flames und Graveyard. Viele Bands aus Göteborg machen harte Musik, aber der Indieartist José González kommt auch aus unserer Heimatstadt. In die Konzertvenue Pustervik für etwa 1110 Gäste kann man immer gehen, ob nun Montag oder Samstag ist, auch ohne die Bands zu kennen. Die Acts, die dort gebucht werden, sind eigentlich immer gut. Der Veranstaltungsort hat viele Stammgäste.

Was war euer verrücktestes Konzert oder Festival Erlebnis?

Jacob: Auf einem Festival in Rio waren wir backstage ständig mit den angesagtesten Leuten zusammen. Sie kannten uns nicht, haben uns aber einfach akzeptiert. Einmal haben wir uns einer Sängerin vorgestellt und ein Foto gemacht. Als sie weg war, wurde uns gesagt, dass sie die brasilianische Kim Kardashian sei.

Max: Ich glaube, sie hat mehr als 16 Millionen Follower auf Instagram. In der Schweiz in Locarno haben wir zudem einen Tätowierer während der Spargelzeit getroffen, der uns Spargel tätowieren wollte. Wir haben das Angebot abgelehnt.

Johan: Auf dem Reeperbahnfestival vor einigen Jahren funktionierte meine Gitarre auf einmal nicht mehr. Als ich mein Kabel sah, war es in zweiten Hälften getrennt, als hätte es jemand mit einer Schere sorgfältig zerschnitten. Ich konnte mir nicht erklären, wie das passiert ist. Übernatürliche Kräfte könnten am Werk gewesen sein.

Wo möchtet ihr unbedingt einmal spielen?

Max: Ich würde in Brasilien gerne mehr spielen, denn wir kamen dort gut an. Da es aber ja sehr weit ist, ist das natürlich nicht so leicht.

Jacob: Ich möchte in New York spielen.

Max: 2019 haben wir in L.A. gespielt. Wir müssen aber unbedingt noch in Kopenhagen auftreten, denn wir hatten noch nie ein Konzert in Dänemark. Wir könnten auf dem langen Weg nach Hamburg einen Stopp dort machen.

Welche Bands hört ihr aktuell?

Jacob: Kainoabel aus Schweden sind super.

Band: Malcolm Catto, Girl Scout und Styva Lian können wir Indiefans empfehlen.

Wer Two Year Vacation im Oktober live verpasst hat, kann sich auf die im Frühjahr 2023 geplante Albumreleasetour freuen. Bis dahin könnt ihr den Singleauskopplungen ARMA-GET-IT-ON, Dopamine und Federal Express lauschen.

Mehr Infos zu Two Year Vacation InstagramFacebookSpotify

Titelbild: Hugo Danred

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