Drangsal im Porträt: Lieb mich oder lass mich in Ruh!

Drangsal im Porträt: Lieb mich oder lass mich in Ruh!
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Max Gruber alias Drangsal wollte schon immer Musik machen, die möglichst viele Leute erreicht und hat sich somit der Popmusik verschrieben – Wir haben ihn im Porträt.

Als der „neue Zuchtmeister deutscher Popmusik“ (Spex) nahm er vor 2 Jahren den Preis für Popkultur als `Hoffnungsvollster Newcomer des Jahres` mit den Worten: „Hauptsache nicht AnnenMayKantereit!“ entgegen. Daneben war er auch für den Kritiker – Echo nominiert. Er liebt die Provokation, bipolares Auftreten und sich auf der Bühne absolut nackt zu machen. So eckte er auch schon gerne in seiner Jugend mit seinem Auftreten und besonderen Interessen an.

Drangsal im Porträt -Max Gruber sagt was er denkt

Aufgewachsen im pfälzischen Herxheim, bekam er bereits mit 8 Jahren ein Schlagzeug geschenkt und brachte sich eine Vielzahl an Instrumenten selbst bei. So eignete sich der talentierte und musikbegeisterte Mittzwanziger bereits früh ein breites Spektrum an popkulturellem Wissen an. In seiner Jugend zählte er vor allem Marilyn Manson und später auch Morrissey zu seinen großen Vorbildern.

„Ich schwitze Blut, wenn ihr mich zwingt in eurem Rhythmus zu marschieren Wenn ihr glaubt, ihr könntet mich kontrollieren/ Mir geht es blendend, hab kapiert, es ist egal, was noch passiert Fasst euch den Mut, denn ab heute wird für niemanden mehr pariert.“ (Turmbau zu Babel, „Zores“)

Post- Punk, Synthie Pop und New Wave prägen die jungen Jahre

Obwohl in seiner Jugend englischsprachiger Post- Punk, Synthie Pop und New Wave der 70er/80er Jahre eher im Hintergrund lief, löst heute die Musik der 80er etwas in ihm aus. So bezeichnet er die britische Band The Smiths als Türöffner für den 80er- Jahre – Sound. Als er eines Abends die Band erstmals auf MTV hörte, kamen ihm bei dem Song „Stop me if you think you´ve heard this one before“ die Tränen. Er mag die großen Emotionen und das Polierte dieser Zeit.

„Wenn sich einer fragt, warum ich weine/ Ich will doch nur euer Bestes – ich will jedem das Meine!“ (Jedem das Meine, „Zores“)

Vier Jahre bis zum Debütalbum „Harieschaim“

Dies lässt sich auch auf seinem Synthesizer – geprägten Debütalbum „Harieschaim“ raus hören. Nach 4 Jahren des langen Tüftelns wurde es 2016 endlich veröffentlicht und erlangte Platz 29 der deutschen Albumcharts. Gute Popmusik verbunden mit Eighties – Vibes und ein wenig Größenwahn.

Viele hören sowohl The Cure als auch Depeche Mode heraus. Sich anfangs noch der englischen Sprache verschrieben, legt er in Zukunft seinen Fokus auf deutsche Texte. Sein Produzent Markus Ganter (Casper, Tocotronic, Dagobert) ermutigte ihn dazu, nachdem der einzige deutsche Song „Will ich nur dich“ auf „Harieschaim“ so gefeiert wurde.

Auch die gemeinsam veröffentlichte Single mit Casper „Keine Angst“ öffnete ihm die Tür in eine neue Sprachwelt. Durch „Will ich nur dich“ konnte er so viele Emotionen und Möglichkeiten in der eigenen Muttersprache finden. Und es gab für ihn noch so vieles mehr, was gesagt werden kann. Für Gruber ist die Musik eine Art der Reflexion und Verarbeitung von Gefühlen sowie eine Art der Realitätsflucht vor genau diesen Gefühlen. Oder so Drangsal: „Die Realität in das Licht zu rücken, in dem man sie ertragen kann“.

Albumcover „Zores“

Mit „Zores“ wird Drangsal authentischer und weniger verschleiert

Das beweist er auch auf seinem neuen Album „Zores“, das bereits am 27.04. bei Caroline International erschienen ist. Das gemeinsam mit Markus Ganter und dem Co-Produzenten Max Rieger (Die Nerven) produzierte Album, erreichte mit Schlag den 12. Platz der deutschen Charts. „Zores“, ein Dialektwort, das so viel bedeutet wie Ärger, Zank, eine Gruppe Asozialer oder auch ein jähzorniger Mensch.

Neben vielen Ohrwürmern hat es der Wahlberliner geschafft, organischer zu klingen und seine glasklare Stimme in den Vordergrund zu stellen. Alles wirkt viel authentischer und nicht so verschleiert, wie auf seinem Debütalbum, wo es ihm mehr um den Sound als um die Stimme ging. „Zores“ bewegt sich elegant zwischen Laut und Leise, Hell und Dunkel, Deutsch und Englisch. Und das stets immer sehr fröhlich aber dennoch mit einer Prise Widerstand.

Sprache macht ihm großen Spaß. Das merkt man daran, dass es ihm gar nicht immer so viel um den Inhalt geht, sondern dass es manchmal einfach nur schön klingen soll: „Gegen die Decke meines Schädels schlägt ein Spalier junger Mädels/ Gegen die Wände meines Herzens halten hundert junge Jungs heiße Kerzen“ (Und du, „Zores“). Somit gelang es ihm sehr gut, ein eigenes neues Sprachgefühl zu entwickeln und sich trotzdem in der deutschen Popkultur zu positionieren. Denn Drangsal sagt, was er denkt.

„Die heutige Musik ein Parasit für die Hirne der Republik Sie ist nicht mehr das, was sie früher war.“ (Weiter nicht, „Zores“)

 
 
 
 
 
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Drangsal lässt sich in keine Schublade stecken

Seine erste Singleauskopplung des Albums „Turmbau zu Babel“ sorgte nicht nur mit dem Musikvideo für Aufsehen, sondern klang auf einmal auch wie der junge Farin Urlaub. Denn auch Max liebt die Ironie: „Ich falle im und wie der Regen/Und merke mir sämtliche Zähne brechen/ Kann es denn etwas Schöneres geben? Endlich muss ich nicht mehr sprechen“ (Magst du mich,“Zores“).

Dennoch lassen sich seine Songs nicht in bestimmte Pop-Schubladen packen. Egal ob es nun für einige New Wave- Post-Punk, deutscher Indie-Pop mit 80er-Jahre-Sound oder gar Schlager sein mag. Drangsal hingegen ist es viel wichtiger, dass es ihm gefällt und ganz viel Herzblut drinsteckt. So Max: „Wem es dann gefällt, ist super. Wem es nicht gefällt, ist auch super.“ Und vielleicht probiert er ja auch nochmal ganz was anderes aus.

„Gibt es denn schlimmere Sale als mein Schick- oder die Drang-? Ich fang am Besten nochmal von Anfang an“ (Magst du mich,“Zores“)

Drangsal beim Pop-Kultur Festival 2018

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Titelbild: Thomas Hauser

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