Review // Rock im Park 2023

Review // Rock im Park 2023
Rock Im Park 2023
Rock im Park 2023

Rock im Park kann nicht nur arg ist das Motto meines Rock im Park Reviews 2023. Auf dem Nürnberger Festival kommen Metal-, Punk- und Rockfans bekanntlich voll auf ihre Kosten. Das Festival auf dem Zeppelinfeld mit seinen drei Bühnen hatte in diesem Jahr aber auch für Rap- und Indiefans so einiges zu bieten. Das Indieangebot reichte von Blond über Cari Cari, The Foxies und Giant Rooks bis hin zu Pabst, Provinz und Yonaka. Ich war bereits in den Jahren 2017 und 2022 bei Rock im Park und erfreulicherweise sind 2023 mehr Indiebands vertreten gewesen als bei meinen vorigen Festivalbesuchen. Vor allem der Festivalfreitag hat sich für Indieliebhaber gelohnt. 

Blond

Eigentlich hätte ich bei RIP ein Interview mit Blond führen dürfen, welches aber am Tag zuvor von der Band abgesagt wurde. Die Chemnitzer Indiepop-Band Blond hat am Freitag die Mainstage (Utopia Stage) eröffnet und dem Publikum trotz des Fauxpas, es mit Rock am Ring anzusprechen, ordentlich eingeheizt. Blond spielten ausschließlich Tracks ihres zweiten Albums Perlen. Nach dem Einstiegsong Durch die Nacht hat die Band eine Tanzperformance eingeschoben und die Zuschauer zum Mitmachen animiert. Das Trio trug zunächst passend zur Bühnendekoration blumige Outfits, die während der Tanzeinlage hellblauen Kleidern weichen mussten. Ein weiteres Highlight der Band, bei der jeder mal singt, war die Darbietung des Hits Oberkörperfrei mit Rap-Einlagen und Rave-Sound. Zusammen mit Bandkollege Johann Bonitz haben die zwei Schwestern Nina und Lotta Kummer ihren beiden Brüdern von Kraftklub, die 2017 am Festival spielten, definitiv Konkurrenz gemacht.

Provinz

Die vierköpfige, deutschsprachige Indiepop-Band hat mich positiv überrascht. Wenn sie irgendwo lief, dachte ich mir, die kann man hören, doch besonders gekickt hat mich ihre Musik nicht. Die Livequalitäten von Provinz sind allerdings nicht von schlechten Eltern. Mit Hits wie Wenn die Party vorbei ist und Großstadt (eine Hommage an das Leben in der Provinz) sowie dem Jeremias Cover Liebe zu dritt hat die Band um Frontmann Vincent Waizenegger das Publikum schnell für sich gewonnen.

Pabst

Im Gegensatz zu Provinz singt das Berliner Trio Pabst auf Englisch und ist eine Spur härter unterwegs. Die Band greift vor allem Elemente des Stoner-, Grunge- sowie Garage Rocks auf. Ein Highlight ihres gelungenen Auftritts auf Orbit Stage war der Moment, als Bassist Tilman Kettner sich spielend ins Publikum begab und jenes um ihn niederkniete. Sänger Erik Heise forderte das Publikum außerdem zu einer Wall of Death auf. Mir sind Pabsts Songs Crushed und Commitment Issues besonders im Ohr geblieben.

Cari Cari

Der Festivalsamstag war indietechnisch mau. Einen Lichtblick gab es für Indiefans allerdings: Das Wiener Indierock-Duo Cari Cari, das bei den meisten Songs von einem zusätzlichen Schlagzeuger unterstützt wurde, hat die Zuschauer der Orbit Stage am Samstagabend in ihren Bann gezogen. Stephanie Louise Widmer und Alexander Köck singen beide, ob nun einzeln oder als Duo. Während ihr Bandkollege der Gitarre treu bleibt, ist Widmer instrumentell breit aufgestellt. Sie saß bei ausgewählten Songs nicht nur am Schlagzeug, sondern spielte auch leidenschaftlich Keyboard, Didgeridoo, Maultrommel oder imitierte eine Trompete.

Der tanzbare Sound von Cari Cari, die sich mit dem Ziel, Musik für einem Tarantino Film beizusteuern, gründeten, ist experimentell, rockig, exotisch und psychedelisch. Einen Lebenstraum hat sich die Band mit ihrem Auftritt am Rock im Park Festival laut Köck auf jeden Fall schon einmal erfüllt. Ich habe die Band bei RIP zum dritten Mal live erlebt und bin jedes Mal aufs Neue begeistert. Mein Livefavorit ist der groovige Tanzhit Summer Sun.

Giant Rooks

Die fünfköpfige Indiepop-Band aus Hamm begann ihr fulminantes Konzert auf der Mandora mit ihrer aktuellen Single Bedroom Exile. Obgleich auf der Mainstage die amerikanische Erfolgsband Rise Against spielte, lockten die Giant Rooks am frühen Sonntagabend viele Zuschauer an. Natürlich durften Hits wie Wild Stare und Watershed nicht fehlen. Die Band schaffte es, das Publikum zu hypnotisieren, was auch Sänger Frederik Rabes Charisma geschuldet ist.  

Verpasst habe ich bedauerlicherweise die ausländischen Indiebands The Foxies und Yonaka. Meine zwei Festivalfavoriten abseits des Indiegenres möchte ich euch nicht vorenthalten.

Foo Fighters

Die Foo Fighters, die auf eine beinahe 30-jährige Bandgeschichte zurückblicken können, haben ihrer Rolle als Headliner auf dem Abschlusskonzert der Mainstage alle Ehre gemacht. Im Gegensatz zu Muse im letzten Jahr gelang ihnen dies auch ohne Feuershow und Kostüme. Frontman Dave Grohl, der ein ABBA-Bandshirt trug, baute von Beginn an eine Verbindung zu den Zuschauern auf. Bereits beim Einstiegshit All My Life war das Publikum außer sich vor Begeisterung. Neben Songs wie Rescued und Under You vom neuen Album But Here We Are, hat die Band viele Oldschool-Hits gespielt. Learn To fly und Times Like These durften nicht fehlen.

Vor My Hero forderte Grohl das Publikum zum Mitsingen auf und bei Breakout verwandelte sich der Vorplatz der Utopia Stage in ein Lichtermeer. Während Grohls Bandvorstellung performte jedes Mitglied nacheinander ein kurzes Solo. Der neue Schlagzeuger Josh Freese spielte Drumparts zu Songs von Devo, A Perfect Circle und Nine Inch Nails, allesamt Bands, bei denen er mitwirkte. In Gedenken an den verstorbenen Drummer boten die Foo Fighters darüber hinaus Taylor Hawkins Lieblingssong Aurora dar. Best Of You und Everlong rundeten das grandiose Konzert perfekt ab.

Incubus

Obwohl ich mit 18 großer Incubusfan war, habe ich die kalifornische Band zuvor nie live erlebt. Umso größer waren meine Erwartungen, die aber vollends erfüllt wurden. Am Bass ersetzte die 31-jährige Nicole Row Ben Kenney, der kürzlich eine Hirnoperation hatte. Sänger Brandon Boyd, der sich im Laufe des Auftritts seines Oberteils entledigte, präsentierte sich fit wie eh und je und auch äußerlich ist er in den letzten 20 Jahren kaum gealtert. Mit Hits wie Nice To Know You, Are You In? (im Riders On The Storm Medley), Pardon Me und dem krönenden Abschlusssong Drive hat die fünfköpfige Band die Stimmung des Publikums der Mainstage konstant hochgehalten. Auch die Beatles und Pink Flyod Coversongs Come Together und Wish You Were Here wurden von den Zuschauern gefeiert. Weitere Höhepunkte des Auftritts von Incubus waren die voodooartigen Tanzeinlagen und das Trommelsolo von Boyd.

Auch die Auftritte der Toten Hosen, Sum 41, Tenacious D und Limp Bizkit, die ich aber nicht komplett verfolgen konnte, waren sehr sehenswert.

Über die Musik hinaus gab es am Festival ebenfalls einiges zu erleben. Das Fahren mit dem Riesenrad, (non-permanent) Tattoos, eine Fotobox, das Basteln von Armbändern, Trockensurfen, die Gestaltung von Festivaltaschen und das Abkühlen der Füße im Dutzendteich versüßten den Besuchern das Festival.

Die blau-gelbe Logo-Kleidung aus dem Lidl Rock Store war dieses Jahr neben Klassikern wie Bandshirts, Jeansjacken mit Patches, Lack und Leder, Netzstrumpfhosen der Renner. Mein Liebling unter den Festivalschildern war definitiv „Bitte keine Fotos – bin krankgeschrieben“ und das originellste Outfit jenes eines Mannes im weißen Hochzeitskleid mit Hochzeitsschirmchen.

Alles im allem hat Rock im Park 2023 großen Spaß gemacht und ich freue mich schon auf 2024.

Folge Rock im Park auch auf: Instagram – Facebook

Geschrieben von:
Mehr von Corinna
Benjamin Amaru // Live Auf Tour 2024
Im November geht der Indiepop-Sänger Benjamin Amaru deutschlandweit auf Tour. Im folgenden...
Weiterlesen
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert