Review // Rock am Ring 2024

Review // Rock am Ring 2024
Rock am Ring 2024 - Foto: Ann-Kathrin Humberg

Was für ein Wochenende! Wie jedes Jahr nach Rock am Ring, sitze ich danach zu Hause und frage mich, was ich da gerade erlebt habe. Auch 2024 hat Rock am Ring wieder wirklich unvergessliche drei Tage geliefert. Mit einer ganz besonderen Ankündigung zum Ende des Festivals – doch dazu später mehr. In diesem Beitrag habe ich euch eine Auswahl unserer Highlights diesen Jahres zusammengefasst – begleitet von Fotos unserer Fotografin Ann-Kathrin, die für euch die schönsten Momente eingefangen hat.

Tag 1 – Freitag

Rock am Ring 2024, Tag 1 – was für ein Auftakt! Geprägt war der Tag von heftigen Gitarrenriffs und Singalongs der ganz großen Sorte. Eröffnet wurde das Festival von Querbeat, die uns mit ihrer wahren Pracht an unterschiedlichsten Instrumenten für das spektakuläre Wochenende aufgewärmt haben.

Royal Blood

Weiter ging es mit Royal Blood. Sie sind nur zu zweit auf der Bühne, was man bei ihrem gewaltigen Sound nicht vermuten würde. Wenn Mike Kerr und Ben Thatcher loslegen, klingt das ein wenig als würden sie mit ihren Instrumenten Liebe machen. Dementsprechend begeistert hat sich auch die Menge gezeigt. Von den kurz anhaltenden Mikro-Problemen haben sich die beiden nicht aus der Ruhe bringen lassen. Bekannte Hits wie Out of the Black und Figure It Out haben für Moshpits und gute Laune bei bestem Wetter am Ring gesorgt.

††† (Crosses)

Auf dem Weg von der einen Bühne zur anderen haben uns Enter Shikari mit ihrem Sound noch einmal einen heftigen Tinnitus mitgegeben – die Entscheidung, uns dann zur Mandora Stage zu begeben, fiel uns dementsprechend nicht ganz so leicht, denn der heftige Sound hat uns nachhaltig beeindruckt. Das Konzert von Deftones-Sänger Chino Moreno und Far-Gitarrist Shaun Lopez hat sich dann ein bisschen angefühlt als würde man in einem Horrorfilm der 60er Jahre feststecken – und das auf die bestmöglichste Art. Auch wenn es sicherlich nicht ganz leicht ist, zu entscheiden, wie man am besten auf ihre Musik tanzt, hat die Menge das doch ganz gut hingekriegt und auf düstere Tracks gekonnte Moves folgen lassen.

Dropkick Murphys

Irisch-Amerikanischer Folk-Pop kommt am Ring bekanntlich gut an – und so auch in diesem Jahr mit Dropkick Murphys. Mit ihrer unfassbaren Energie und guten Laune konnten sie definitiv beeindrucken, auch wenn auch hier das Mikro kurz nicht mitmachen wollte. Das war allerdings vollkommen belanglos, da die Menge sich ohnehin textsicher und voller Energie gezeigt hat.

Die Ärzte 

Feiern bis Die Ärzte kommen – das war definitiv das Motto von Tag 1 bei Rock am Ring 2024. Um Die Ärzte ein zweites Mal am Ring live zu erleben, habe ich sogar den mit Sicherheit unvergesslichen parallelen Auftritt von Beartooth auf der Mandora Stage aufgegeben. Als Headliner haben Die Ärzte aber selbstverständlich ebenfalls einen Auftritt hingelegt, der die Menge begeistern konnte. Bei Schrei nach Liebe wurde ausnahmslos jedes einzelne Wort lauthals mitgesungen. In Erinnerung bleibt auch ein Satz seitens Farin Urlaub, der heute wieder von extremer Aktualität ist – „Menschenrechte statt rechte Menschen“!

Tag 2 – Samstag

Against The Current

Against The Current haben an Tag 2 die Mainstage eröffnet und uns extrem beeindruckt. Die starke Stimme von Chrissy Constanza bleibt mir noch jetzt in Erinnerung. Die Menge war nach diesem starken Auftritt definitiv eingeheizt und bereit für den Rest des Tages.

Dogstar

Auf diesen Auftritt folgte dann der von Dogstar. Diese Band dürfte man wohl vor allem kennen, da ein ganz bestimmter berühmter Schauspieler den Bass in der Hand hält. Niemand geringeres als Keanu Reeves hat sich hier auf der Bühne befunden. Gefeiert werden wollte er für seine Bekanntheit allerdings eher nicht und zeigte sich recht bescheiden bei dem Jubeln des Publikums, das ihm galt. Musikalisch ist mir die Band weniger in Erinnerung geblieben, doch die bescheidene Art des weltberühmten Schauspielers war erfrischend im Vergleich zu einigen anderen Musiker*innen, die sich auf den Bühnen feiern lassen.

Electric Callboy

Electric Callboy haben definitiv eine unschlagbare Energie mit auf die Utopia Stage gebracht. Geprägt war ihr Auftritt dabei nicht nur von Konfetti, mehr Perücken als man zählen kann und Pyro-Technik, sondern vor allem in Erinnerung bleibt der Gastauftritt von Babymetal. Zusammen mit der japanischen Band haben Electric Callboy ihren Hit Ratatata zum Besten gegeben. Auch Singalongs von Tracks wie I Want It That Way oder Let It Go durften natürlich nicht fehlen.

Billy Talent

Ein wunderschöner Sonnenuntergang begleitete an Tag zwei den Auftritt von Billy Talent. Schweren Herzens habe ich dafür die Show von Babymetal verpasst, doch mein Herz konnte sich nicht von einer der Bands lösen, die meine Kindheit geprägt hat. Billy Talent lieben ihre deutschen Fans aber auch einfach, was in einer kleinen Rede von Sänger Benjamin Kowalewicz wieder einmal deutlich wurde. Ihre größten Hits wurden dabei begleitet von ein paar neuen und alten Tracks, die Fans nostalgisch gestimmt haben. Ihre wichtigste Message allerdings: „Take care of each other!“.

Während ich also bei Billy Talent abgefeiert habe, hat sich unsere Social-Media-Beauftragte Celine parallel den fulminanten Auftritt von Babymetal angeschaut. Wie ihr das gefallen habt, könnt ihr demnächst auf unserem Instagram-Kanal nachlesen.

Green Day

Schon der Auftritt von Billy Talent hat mich emotional gestimmt – natürlich wurde das bei den Legenden von Green Day keineswegs weniger melancholisch. Schon ihr gewaltiges Opening inklusive Bohemian Rhapsody hat gereicht, um diese Show unvergesslich werden zu lassen. Unvergesslich war sie auch, da die Band ein doppeltes Jubiläum gefeiert hat – 30 Jahre Dookie und 20 Jahre American Idiot. Beide Alben wurden vollständig gespielt, begleitet von Songs ihres neusten Albums. Dabei wurde der laute Bass zum Herzschlag und spätestens bei der Performance von Good Riddance (Time of Your Life) zum Ende des Sets war es nicht leicht, noch trockene Augen zu behalten.

Tag 3 – Sonntag

Blackout Problems

Tag drei wurde von Blackout Problems auf der Orbit Stage eröffnet. Dieser Band kann man nur wünschen, dass sie irgendwann die ganz große Bühne bespielen darf, denn ihre Shows sind wirklich jedes mal mit nichts zu vergleichen. Die Jungs bringen eine Energie mit, die ich auf diese Art wirklich selten gesehen habe. Stage Diving und Mit-Moshen von Sänger Mario waren da natürlich inklusive. Auch eine Runde gemeinsam Augen schließen und Fühlen durfte da nicht fehlen. Sie haben aus ihrem kurzen Slot wirklich alles rausgeholt.

Leoniden

Von einer meiner liebsten deutschen Bands ging es dann ohne Pause zur nächsten. Die Leoniden gehören längst zu den deutschen Indie-Größen und haben dementsprechend zu recht auf der MainStage spielen dürfen. Ihr Konzert war gewohnt leidenschaftlich und vor allem von Überraschungen geprägt. Ob die Nummer ihres Bandhandys zu verkünden oder sich mit einem Klavier in die Menge begeben – da war definitiv alles dabei. Auch brandneue Songs wurden gespielt und wir dürfen uns auf das kommende Album der Leoniden freuen – Sophisticated Sad Songs.

Donots

Wer, so wie ich, das Set der Donots am Vortag für Dogstar aufgeben musste, hatte noch einmal die Chance, die Legenden live zu erleben. Ganz spontan haben sie nämlich an Tag drei auf Instagram eine Überraschung angekündigt – und die kam schließlich. Und zwar in Form eines ganz besonderen Auftritts auf einer kleinen Hebebühne am Rande der Utopia Stage. Dieser Auftritt hat noch einmal die Menge zum Toben gebracht und eine wichtige Sache klar gemacht: „Der ganze Ring hasst die AfD!“.

Kraftklub

Auf den Überraschungs-Auftritt von den Donots folgte schließlich der Abriss von Kraftklub. Der rote Vorhang ging auf – und die Menge ging ab. Besonders gemacht hat den Auftritt vor allem die extreme Fannähe von Felix Kummer und Co. So wurde sich mehrmals ins Publikum begeben um dort eins mit den Ringrocker*innen zu werden. Zwei Fans wurden außerdem auf die Bühne geholt, um an einem Glücksrad zu drehen, welches dann den nächsten Song bestimmt hat. Das werden die beiden wohl kaum so schnell vergessen. Und auch bei diesem Auftritt wurde eins wieder ganz deutlich: Wer am Ring spielt und auch wer das Festival selbst besucht, hat „keinen Bock auf Nazis“.

Måneskin

Måneskin hatten die große Ehre, das letzte Konzert auf der MainStage zu spielen. Dafür hatten sie ein Set in voller Konzert-Länge Zeit – und haben dabei alles gegeben. Die ESC-Gewinner*innen haben das Einheizen des Publikums aber auch einfach drauf. Vor allem auffallend ist dabei natürlich – wie eh und je – ihr sexy Attitude, aber auch der Kontakt zum Publikum. Crowd-Surfing durfte dabei für Bassistin Victoria und Gitarrist Thomas nicht fehlen. Ihre bekannten Hits waren dabei begleitet von der starken Stimme von Sänger Damiano. Diese besitzt nicht nur wegen des italienischen Akzents großen Wiedererkennungswert. Für mich war der Auftritt von Måneskin definitiv das Highlight von Rock am Ring 2024, denn ihr Set hatte einfach alles, was eine gute Rockshow braucht. Ein perfekter Abschluss, auch wenn ich mir statt einer zweiten Einlage von I Wanna Be Your Slave die Performance eines ihrer anderen Songs gewünscht hätte. Meckern möchte ich aber definitiv nicht, denn für mich sind Måneskin ohne Zweifel eine der wichtigsten Rockbands meiner Generation.

Sonstiges

Hach ja, voller Freude erinnere ich mich an das vergangene Wochenende zurück. Schön war es wieder, mit 80.000 Fans zu bekannten Acts abzufeiern. Dieses Mal wurde das Geschehen sogar von einer zusätzlichen Kamera eingefangen, welche sich direkt in der Menge bei dem Publikum befunden hat – dies hat mit Sicherheit auch die Erfahrung der Streamer*innen zu Hause auf RTL+ noch etwas intimer wirken lassen. Rock am Ring bemüht sich auch weiterhin um ein diverses LineUp, auch wenn da selbstverständlich bei all den männlichen Rockbands noch Luft nach oben bleibt. Wunderschön allerdings: 2024 schreibt ein weiteres Jahr ohne Regen während Rock am Ring. Wenn das kein Grund zur Freude ist!

Außerdem: Rock am Ring 2025 steht schon jetzt in den Startlöchern. Nächstes Jahr wird dabei ein ganz besonderes, denn Rock am Ring feiert 40-jähriges Jubiläum! Und das mit 100 Bands, ganzen vier Bühnen und Slipknot als erstem Headliner! Wenn das nicht legendär wird, weiß ich auch nicht. Sei auch du dabei und sichere dir jetzt dein Ticket hier.

Titelbild und Beitragsbilder: Ann-Kathrin Humberg

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