AnnenMayKantereit und Freunde, das klingt erst einmal nach einer kleinen und intimen Veranstaltung. Und das schon lang ausverkaufte Konzert am Fühlinger See in Köln-Chorweiler war das auch irgendwie, zumindest intim. Auf der Insel im künstlich angelegten See im Norden Kölns findet jährlich auch das Summerjam mit 30.000 Leuten statt. Hier spielte die Kölner Band am 14.9. das letzte Konzert der AnnenMayKantereit und Freunde Tour in diesem Jahr.
Die kleine Tour umfasste insgesamt fünf Konzerte, zwei davon in Dresden und zwei in Berlin. Ihre Freunde an diesem Abend: Alli Neumann, die Giant Rooks, Balthazar und Faber. Die nötige Versorgung gab es durch diverse Essens- und natürlich unzählige Kölsch-Bierstände. So konnte man sich rund um das Gelände an den See setzen und das letzte bisschen Sommer genießen. An den Ständen von SOS Mediterranee, Forest Gum und Tomorrow konnte man sich nebenbei auch für die Seenotrettung, den Schutz des Regenwaldes und gegen den Klimawandel einsetzen.
Wer sind die Freunde von AnnenMayKantereit?
Alli Neumann macht den musikalischen Beginn des Abends. Mit ihrer unglaublichen Energie fesselt die erst 21-jährige Sängerin die immer noch hereinströmenden Besucher sofort. Ihre Stimme klingt ein bisschen wie Nena und ihr blonder Bob erinnert an Mieze Katz von Mia. Irgendwie vertraut, tanzbar und auch etwas rotzig. Am helllichten Tag als erste Künstlerin das überwiegend weibliche und gerade erst so ankommende Publikum für sich zu gewinnen ist sicher nicht leicht. Aber ihre gute Laune ist sofort ansteckend.
Die Giant Rooks darf man live nicht verpassen
Abgelöst wird Alli von den Giant Rooks, die Band aus Hamm mit den zwei Finns. Die Jungs sind für ihre richtig guten Live Shows bekannt und schon lange kein Geheimtipp mehr. Und mit den ersten Sekunden von 100mg ist klar warum. Man merkt schnell die ansteigende Tanzlust der Besucher. Die Giant Rooks (die im Übrigen im März auf Tour gehen) verbreiten gute Laune und spielen Songs zum Mitsingen. Es gibt doch nichts Schöneres, als mit Indie-Pop, einem kalten Bier in der Hand und dem See im Hintergrund die entspannte Festivalstimmung und die warme Herbstsonne zu genießen.
Tatsächlich wird es dann mit der belgischen Indie-Band Balthazar für einen Moment ein bisschen ruhiger, aber keinesfalls weniger musikalisch. Die Songs regen zwar nicht immer so sehr zum Mitsingen an, dafür kann man sich in den Streicherparts umso mehr verlieren. Während man einem einsamen Einhorn-Ballon zusieht wie er durch die Menge fliegt, beginnt es langsam zu dämmern.
Mit der Dämmerung kommen noch die allerletzten Besucher aufs Gelände, das doch auf einmal merkbar voller ist. Selbst die Bereiche vor der Bühne, in die man nur mit einem blauen oder pinken Bändchen reinkommt, und die am Anfang noch so unverschämt leer gewirkt hatten, füllen sich endlich.
Faber singt, was sich sonst niemand zu sagen traut
Mit dramatischer Untermalung von Posaune und Cello läuft Faber auf die Bühne. Hinter ihm ein Bild der Berge, damit er sich wie daheim fühlt. Obwohl er oft für seine provokativen Texte kritisiert wird, ist die Show des Schweizers klar ein musikalisches Highlight des Abends. Faber weiß ganz genau, wie er das Publikum für sich gewinnen kann.
Gleich beim ersten Song, Alles Gute, fängt die Menge an, laut mitzusingen. Er mischt altbekannte Songs mit denen des neuen Albums, welches im November erscheint. Man merkt schnell, dass ihn viele der Besucher nicht zum ersten Mal live sehen. Sie tanzen und singen laut die Schimpfwörter, die Faber immer wieder in seine Lieder mit einbaut. Während Tausendfrankenlang geht die Sonne endgültig in einem kitschig-pinken Himmel unter.
Das letzte Konzert der Kölner in diesem Jahr
Die Begeisterung für die Bands davor lässt fast vergessen, warum wir ja doch eigentlich hier sind. Aber dann kommen Christopher Annen, Henning May, Severin Kantereit und Malte Huck für ihr letztes Konzert in diesem Jahr auf die Bühne. Spätestens jetzt ist das Publikum nicht mehr zu halten. Die bereits besagten und streng von Security bewachten abgesperrten Bereiche werden gestürmt und wildfremde Leute halten sich an der Hand.
Das ganze Gelände singt bei jedem einzelnen Lied laut mit. Da sind die hin und wieder etwas poppigeren Lieder wie Du bist anders und die wunderschönen melancholischen Balladen wie Sieben Jahre oder Schon krass. Die Band bringt immer wieder neue Gäste zu sich auf die Bühne, getreu dem Namen des Konzerts. Da ist Amilli, die noch ganz junge Newcomerin aus Bochum, oder Peter Brings, ein Kölner Urgestein.
Den Abschluss machen alle zusammen
Natürlich kommen auch nochmal die Giant Rooks für die gemeinsame Version von Tom’s Diner und Faber für ein Cover von Heute hier, morgen dort mit auf die Bühne. Dazwischen spielt Henning May Hinter klugen Sätzen am Klavier (nicht barfuß). Er hat diese wahnsinnig beeindruckende Stimme, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht, obwohl er doch so unscheinbar wirkt. In einer Art Liebesbrief in Song-Format wird klar, dass Köln das Zuhause von AnnenMayKantereit ist und immer sein wird. Vielleicht ist auch genau deswegen die Show so verdammt gut.
Vielen Dank AnnenMayKantereit, dass ihr eure Freunde mit uns teilt und für einen wunderschönen Abend in Köln, der den Abschluss des Sommers und der Open-Air-Konzerte noch schwerer macht.