5 Fragen an // LIONLION

Lion Lion
Lion Lion - Foto: Johannes Rückert

Die süddeutsche Band LIONLION ist längst kein Geheimtipp mehr unter Indieliebhabern. LIONLION setzt sich zusammen aus den eineiigen Zwillingen Michael (Lead Singer, Keys) und Matthias (Gesang, Gitarre) sowie André (Schlagzeug) und David (Bass). Die Singles Much Ado About Nothing und Sidewalk sind vielsprechende Vorboten des im Juni erscheinenden Albums Perspective. Es ist das Nachfolgealbum des hochgelobten Debüts The Atlas Idea, wobei auch die 2019 eingeschobene EP Rise & Fall überaus hörenswert ist. Akustische Parallelen der Indie Rock Band zu The Notwist, Keane und Muse sind evident und dennoch ist ihr vielschichtiger Sound unverwechselbar. In unserem 5 Fragen An LIONLION geben die Zwillingsbrüder Matthi und Michi einen spannenden Einblick in ihren Kosmos.

2017 habt ihr Eure erste offizielle Single What Do I Know veröffentlicht. Wie habt ihr als Band zusammengefunden?

Matthi: Als Zwillingsbrüder kennen Michi und ich uns zwangsläufig schon eine Weile. Mit unserem Drummer André sind wir bereits in Coburg zur Schule gegangen und haben in der Oberstufe mit unserer Band The Bohemian Streetfuckers das Schulfest beschallt. Der Name war nichts, aber einige Songs von damals spielen wir heute noch – natürlich überarbeitet. Der Song What Do I Know war der passende Startschuss für LIONLION, weil er einerseits unseren langen gemeinsamen musikalischen Weg und gleichzeitig auch unsere persönliche Entwicklung in sich trägt. Als Teenie mit dem Titel How will it all go on? geschrieben, wurde daraus Jahre später ein weiterentwickelter Text, der nicht versucht die ganz großen Fragen des Universums zu klären, sondern in meinem eigenen Kosmos bleibt und vom Zweifeln und Vertrauen handelt.

Euer Song Much Ado About Nothing, der die Irrungen und Wirrungen der Liebe thematisiert, ist inspiriert von Shakespeares gleichnamigem Stück. Welche anderen Inspirationsquellen habt Ihr?

Michi: Unsere Texte sind immer ein Spiegelbild dessen, was wir erleben und was uns beschäftigt. Durch die Pandemie hat sich unsere Sichtweise als Kunstschaffende auf das, was wir tun und lieben, nochmal drastisch verändert. Es geht um Existenzfragen, Privilegien und Relevanz. Wie können wir Veränderung anstoßen? Kann ich überhaupt etwas verändern? Außerdem haben wir beginnend mit dem Dreh unseres Musikvideos Oceans Rise im Stil des Mid-Century Modernism und durch die visuelle Verknüpfung des Videos zu Language mit dem Bauhaus eine Liebe für Architektur und Formensprache entwickelt, die nun auch einen maßgeblichen Einfluss auf unser kommendes Album “Perspective” hat.

Ihr habt kürzlich in einem Nürnberger Club Euren neusten Song Sidewalk live eingespielt. Welche Gefühle überkamen Euch, als ihr nach längerer Pause wieder zusammen auf der Bühne stehen durftet? An welches Liveerlebnis vor Corona erinnert ihr Euch am Liebsten?

Matthi & Michi: Vor allem dieses Gemeinschaftsgefühl, das entsteht, wenn man mit der Musik schwebt und sich gemeinsam darin verliert. Wir wohnen in drei verschiedenen Städten mit mehreren Hundert Kilometern zwischen uns. Konzerte sind unser verbindendes Element. Da plötzlich alle Liveauftritte ersatzlos gestrichen wurden, sehen wir uns teilweise monatelang nicht, obwohl wir gerade dabei sind, neue Musik zu veröffentlichen. Dann spontan in der Session ein neues Outro für die Extended Version von “Sidewalk“ zu entwerfen, ist Balsam für unsere Musikerseelen. Ansonsten hatten wir 2019 viele tolle Momente. Ein absolutes Highlight waren die Auftritte in London und Amsterdam als Vorgruppe für die amerikanische Band Switchfoot. Die Resonanz war einfach überwältigend. Erst vergangene Woche haben die zwei niederländischen Musiker Robert Buckert & Matthias Vooijs, die damals auf dem Konzert im Melkweg waren, eine fantastische Coverversion von Much Ado About Nothing eingespielt. Reinhören lohnt sich!

Eure Musikvideos sind oft sehr kunstvoll und (technisch) aufwändig gestaltet. Gehört ein gutes Musikvideo für Euch unabdingbar zum Erfolg einer neuen Single dazu?

Michi: Zum Erfolg nicht zwangsläufig, aber wir lieben es ganzheitlich und konzeptionell zu denken. Die visuelle Ebene ermöglicht es uns, eigene Bilder zu kreieren, Assoziationen zu schaffen und zwischen den Zeilen zu kommunizieren. Man hört die Songs danach mit anderen Ohren. Insofern spiegeln diese zugegebenermaßen für uns sehr aufwändigen Videoproduktionen die Liebe zum Detail wider, welche eben auch in unserer Musik steckt.

Im Juni erscheint Euer zweites Album Perspective. Inwiefern hat die Pandemie das Album beeinflusst und hat die Arbeit am Album Euch geholfen, besser mit der Pandemie zurechtzukommen?

Michi: Das Album sollte eigentlich schon im Sommer 2020 erscheinen. Daraus wurde pandemiebedingt erstmal nichts und wir mussten alles neu planen und durchdenken. Das war eine mittlere Katastrophe. Sich in dieser Situation dann aufzuraffen, alles neu zu denken und sich buchstäblich neue Perspektiven zu schaffen, war nicht einfach, aber gleichzeitig irgendwie alternativlos. Aufgeben ist nicht unser Ding, denn das Album passt einfach verdammt gut in diese aktuelle Zeit und unsere momentane Situation als Band. Es geht um Visionen, um Sinn, um Blickwinkel und das Loslassen. Es ist ein musikalisches Auf und Ab der Emotionen, ein bittersüßes Etwas, das Hoffnung gibt und für uns die Welt bedeutet. Ein orchestrales Augenzwinkern und eine Ode an die Zuversicht. Insofern ist Perspective unser persönlicher Soundtrack für 2020 und 2021.

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Titelbild: Johannes Rückert

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