In einer Welt, in der Musik jederzeit von überall abgerufen und gestreamt werden kann und Newcomer*innen sich nur so überschlagen, ist es schwierig, unter all den Neuerscheinungen herauszustechen. Hin und wieder findet sich jedoch jemand, der das sehr wohl kann und es schafft, sich in dem Meer an Musik mit Originalität und Talent zu behaupten. Das ist zuletzt bei Fabian Kuhn der Fall, der nicht nur bei wildfire. sein musikalisches Können unter Beweis stellt, sondern seit Neustem auch als Solo-Künstler unterwegs ist. Wir durften bereits in seine kommende Single Black into Blue reinhören und waren begeistert! So begeistert, dass wir ihm direkt einmal im Interview ein paar Fragen gestellt haben. Was er uns da so alles verraten hat, lest ihr hier!
Wie kam es denn dazu, dass du jetzt unabhängig von wildfire. eine Solo-Karriere startest?
Ursprünglich habe ich 2017 mein erstes Lied rausgebracht: Lost in Devotion. Das ist eine richtige Singer-Songwriter-Nummer, welche wir dann später über unseren Band-Account veröffentlicht haben. Dementsprechend komme ich schon aus diesem Singer-Songerwriter-Bereich. Wir waren jetzt viele Jahre mit wildfire. unterwegs und uns gibt es ja auch noch (lacht)! Ich schreibe schon, seitdem ich elf oder zwölf bin und da ist natürlich nicht immer was dabei. Ich hatte aber immer das Bedürfnis, nochmal was an der Gitarre oder am Klavier rauszubringen. Dann habe ich mir ein Klavier gekauft und mir das Spielen beigebracht, spiele jetzt also seit zwei Jahren Klavier – daran ist das Lied dann auch entstanden. Ich fand das dann so cool, aber es hätte nicht zur Band gepasst.
Ich bin dann letztes Jahr nach Köln gezogen, auch um in der Musikszene weitere Connections knüpfen zu können, und aus dem Dorf mal rauszukommen. Es hat sich für mich dann einfach so ergeben, dass ich Lust hatte, noch etwas neben der Band zu machen. Ich habe einfach so viel Energie und Bock, was zu machen, aber es hat sich schon ein bisschen angefühlt, als würde ich die Band hintergehen (lacht). Ich bin ein Mensch, der sich super viele Gedanken über alles macht und habe dann irgendwann bei einer Probe das Gespräch gesucht.
Die Jungs waren dann aber total positiv gestimmt und haben mich total ermutigt, das auf jeden Fall zu machen und meinten, ich solle mein Können nicht von ihnen abhängig machen. Da habe ich erst gar nicht mit gerechnet, aber es hat mich sehr gefreut! Ich möchte auch einfach Konzerte spielen. Auch wenn sie gerade nur in einem sehr kleinen Rahmen möglich sind, ist es einfach schön, wieder spielen zu können und die Möglichkeit zu haben, jetzt auch mit einem guten Gewissen was zu veröffentlichen. An Black into Blue sitze ich mit dem Produzenten tatsächlich seit November 2020. Da war ich zum ersten Mal mit der Idee im Studio, was sich aber wegen Corona nochmal alles gezogen hat.
Wenn du dich und deine kommende Musik in ein Genre einordnen müsstest – welches wäre es?
Schwierige Frage! Ich glaube, ich hätte eigentlich Bock, ziemlich viel zu machen und mich da nicht so einzuschränken. Stücke mal komplett am Klavier zu schreiben finde ich mega schön, find’s aber auch cool, mit einer Band zusammenzuarbeiten. Ich habe einfach voll Bock, zu experimentieren und habe die Möglichkeit durch meinen Kumpel Jan, den Produzenten, in dem Studio zu arbeiten. Da gibt es einfach so viele Sounds, die einem direkt wieder neue Ideen bringen, auch in Richtung Synthesizer und so.
Ich könnte mir also wirklich vieles vorstellen. Festlegen möchte ich mich also erstmal nicht. Black into Blue ist jetzt schon sehr Pop-lastig, also eher etwas mainstream, beziehungsweise für jeden hörbar. Es ist so ein Mittelding zwischen Pop und Indie, würde ich sagen, was vielleicht auch durch das Musikvideo kommt, in dem ich mit der Kamera durch Italien gedüst bin. Festlegen kann ich mich aber nicht. Die nächste Nummer ist zum Beispiel mit Gitarre und wieder ganz anders. Ich hab aber auch eine, die man voll tanzbar machen kann.
Möchtest du denn dann eine EP oder ein Album rausbringen?
Ja, das würde ich schon cool finden. Ich würde es mega schön finden, mal eine Vinyl von mir selbst, von meinem Schaffen, in der Hand zu haben und dann sagen zu können, okay, das bin wirklich zu 100% ich. Klar, man kann sich auch in einer Band immer verwirklichen, aber das ist ja wie in einer Beziehung. Man ist zusammen voll glücklich, aber geht halt auch irgendwo immer Kompromisse ein – was ja auch gut ist, aber das hier bin halt nur ich, was auch irgendwo ein ungewohntes und komisches Gefühl ist. Ich nehme aber auch immer dankbar Tipps an und bin für jede Inspiration voll dankbar.
Wie ist denn so für dich der Unterschied zwischen der Arbeit mit der Band und der Arbeit allein spürbar?
Die Songs für die Band, als auch für mich, schreibe ich immer an der Gitarre oder am Klavier zu Hause in Ruhe. Und immer wenn ich dann denke, das ist es jetzt soweit, habe ich es auch fertig arrangiert im Kopf. Es ist also fertig produziert in meinem Schädel und so gehe ich dann eigentlich auch in’s Studio für die Solo-Projekte. Grundsätzlich sind die also fertig arrangiert und ich setze sie auch so um.
Bei der Band ist es so: Ich bringe die Idee mit, spiele das mal vor und dann fangen wir halt eher nochmal an, darüber zu jammen. Ich bin halt kein gelernter Musiker. Ich habe Schlagzeug mal gelernt, kann aber nicht wirklich ausdrücken, was ich da sagen will. Der Prozess, bis alles steht, dauert dann also etwas länger. Es gibt ja auch Punkte, wenn mal jemand etwas nicht cool findet und dann wieder was umgeschmissen wird, aber so krass unterscheidet sich der Workflow gar nicht.
Wie fühlt sich das denn für dich beim Live-Spielen an, dass jetzt der Fokus ganz allein auf dir liegt?
Es war schon mega ungewohnt, allein auf die Bühne zu gehen. Während du spielst, merkst du zwar gar nicht so, was so um dich herum passiert, aber man grinst sich ja mit der Band dann schon mal zu oder macht Blödsinn. Jetzt liegt der Fokus halt wirklich nur auf mir, wenn ich spiele. Ich mache ja eigentlich an sich nichts anderes, aber es fühlt sich schon anders an. Ich würde es aber auch schön finden, das alles mit einer Band zu spielen, weil das dann wieder ganz anders und breiter klingen kann.
Wenn ich aber beispielsweise in Cafés spiele, wirken die Lieder so alleine aber auch sehr gut. Ich habe zum Beispiel Black into Blue rein am Piano live gespielt und ich habe das Gefühl, sobald ich das spiele, ist auch komplett Ruhe im Raum. Da spiele ich es dann auch schon sehr emotional und im Raum liegt dann auch eine gewisse Gespanntheit, was man mit der Band jetzt nicht so hinbekommen könnte. Wie es auf einer größeren Bühne wäre, kann ich momentan gar nicht sagen. Deshalb habe ich aber auch momentan immer so eine Base Drum dabei und das ist echt ein Unterschied, weil die Leute dann irgendwie schon fast automatisch anfangen, zu klatschen (lacht).
Wie war es für dich, endlich wieder live spielen zu können, nach längerer Zeit?
Es ist definitiv schön, jetzt wieder die Möglichkeit zu haben. Das letzte Konzert war mit der Band mit Razz in Bonn, da wart ihr ja glaube ich auch. Das war wirklich super schön, weil es durch die Corona-bedingt reduzierte Personananzahl auch eine wirklich intime Stimmung hatte und es war irgendwie herzlich. Man hat auch bei den Leuten irgendwie gemerkt, dass sie selbst einfach happy waren, mal wieder auf einem Konzert zu sein.
Ich habe auch echt das Gefühl, momentan spiele ich mir wirklich jedes Mal die Seele aus dem Leib, bis wirklich nichts mehr geht, weil ich auch immer denke, das den Leuten irgendwie schuldig zu sein. Wenn sie sich schon trotz der Pandemie auf ein Konzert begeben, muss und möchte ich auch 100% geben. Allein Aufbauen und Einladen, ein bisschen mit Leuten quatschen, das gibt mir momentan allein schon voll viel. Es hat mir einfach krass gefehlt, das alles und es gibt mir auch irgendwie wieder einen Sinn und ein Ziel.
Was wären denn so die großen Ziele deiner Solo-Karriere?
Für mich wäre es echt schon „groß“, wenn ich einfach monatlich ein bisschen was an meiner Musik verdienen könnte. Ich würde aber auch gerne einfach mal zwei Wochen unterwegs sein und jeden zweiten Tag irgendwo spielen. Ich würde die Tour dann gerne mit dem Wissen spielen, dass da auch wirklich ein paar Leute sind, die dann für meine Musik dort hinkommen.
Mein größter Traum ist eigentlich, immer wieder davon überrascht zu werden, dass es noch eine Stufe größer geht.
Fabian Kuhn
Gibt es Traum Locations oder Festivals, wo du gerne mal spielen würdest?
Wir sind 2019 mal auf dem Cheesecake-Festival gewesen, ich glaube da würde ich auch gerne mal spielen, auf der Hauptbühne. Und irgendwann mal auf einem Festival, in einem Zelt, wie auf dem Haldern Pop oder dem Pinkpop zum Beispiel. Ich würde einfach mal gerne in so einem Zirkuszelt spielen, das finde ich so cool (lacht). Klar wäre es auch mein Traum, mal auf einem ganz großen Festival zu spielen, aber das sind nicht die Träume, auf die ich so hinarbeite.
Ich finde es immer vernünftig, mich auf die nächsten Träume zu freuen. Sobald der Song draußen ist, mich zum Beispiel mal irgendwo im Radio zu hören, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. Danach kann man dann wieder größer träumen. Mit der Band war das ja genauso. Anfangs haben wir gedacht, es wäre schön, wenn zu einem Konzert von uns mal fünfzig Leute kommen. Irgendwann haben wir dann vor 400 gespielt, dann vor 3.000 und dann auf einem Festival mit den Giant Rooks, meiner absoluten Lieblingsband. Mein größter Traum ist eigentlich, immer wieder davon überrascht zu werden, dass es noch eine Stufe größer geht.
Giant Rooks sind also deine Lieblingsband?
2015 habe ich die mal als Vorband von Von Wegen Lisbeth gesehen und hab damals gedacht, wow, wenn die am Ball bleiben, wird es richtig groß. Und heute spielen sie in den USA und das gönne ich denen richtig. Die haben wirklich alle kleinen Clubs mitgenommen, in jeder Stadt gespielt. Rein musikalisch finde ich es natürlich auch mega krass, was die machen, aber sie sind hauptsächlich meine Lieblingsband, weil ich sie so bewundere. Die sind in so jungen Jahren echt immer am Ball geblieben und haben sich nicht unterkriegen lassen.
Auch Bruce Springsteen ist einer meiner Favoriten, weil er einfach immer sein Ding gemacht hat. Und auch ich bin ja aus Düren weggezogen, habe da meine Freund*innen gelassen – der Musik wegen. Ich arbeite die ganze Woche, mache abends Musik, fahre in’s Studio – der Musik wegen. Es ist also bei mir auch alles darauf ausgelegt. Deshalb bewundere ich die Leute, die es einfach so durchziehen.
Wer wären so deine Top 3 Künstler*innen?
Also auf jeden Fall Bruce Springsteen. Und allein schon durch die Bühnenpräsenz halt Giant Rooks. Jetzt brauche ich noch jemanden, der auch meine Richtung widerspiegelt (lacht). Aber wenn ich so überlege, muss ich ehrlicherweise sagen: Mein Bruder. Der ist ein grandioser Gitarrist und bringt mir immer sehr viel Musik nah. Wenn der spielt, nehme ich immer sehr viel davon mit.
Wenn du Texte schreibst, woher nimmst du da deine Inspiration?
Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie ich mein Solo-Projekt nennen soll. Mein Produzent sagte dann aber zu mir: Im Endeffekt, die Texte, die du schreibst, das bist halt du. Und deshalb eben ganz einfach Fabian Kuhn. Da ist mir richtig bewusst geworden, dass die Sachen, die ich da schreibe, keine Geschichten sind, die ich erzähle, sondern Sachen, die ich in dem Moment so fühle und für richtig halte. Black into Blue ist ja zum Beispiel auch irgendwo schon ein Liebeslied für jemanden, den ich sehr gerne habe (lacht). Es sind also immer Sachen, die mich, mein Leben und meine Gefühle betreffen. Ich würde mich einfach wirklich freuen, wenn man mal reinhört.
Fabian Kuhns Single Black into Blue erscheint am 11.03.2022!
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Titelbild: Artist